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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 83

1905 - Leipzig : Hirt
20. Friedrich Wilhelm Iii. und die Knigin Luise. 83 immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr. So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hnde, auf da ich sie warm reiben sollte. Es war etwa um neun Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kopf sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit ge-ffnet und aufwrts blickend sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mache es leicht! Ach, das war ein Augenblick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurckgesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken, seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet (19. Juli). 5. Um die schne, edle Knigsrose klagte mit dem Dichter das Volk, und das Mausoleum in Charlottenburg, wo sie jetzt mit ihrem Gemahl und ihrem groen Sohne ruht, dem Kaiser Wilhelm I., ist das Wallfahrtsziel Unzhliger geworden. So lebte ihr Andenken fort und trieb viele edle Vaterlandsfreunde an zur hingebenden Ttigkeit fr den zertrmmerten Staat. Der alte Geist der Frmmigkeit, Pflichttreue und Sittenreinheit kehrte wieder ein. Der Freiherr vom Stein schuf als Staatsmann ein neues Preußen, der Feldherr Scharnhorst ein neues Heer. An der eben gegrndeten Hochschule in Berlin wetteiferten gelehrte Männer, die reifere Jugend fr den notwendigen Kampf gegen den Feind vorzubereiten; krperlich suchte sie Vater Jahn durch die Einfhrung des Turnens zu sthlen. Dies alles geschah im Geiste Luisens. 6. Endlich kam der Tag, den sie vorausahnend geschaut hatte, wo der Napoleon das Gottesgericht hereinbrach. In den weiten Ebenen Rulands ging 1812 durch Hunger und Klte seine groe Armee" zugrunde. Nunmehr erhob sich Preußen wie ein Mann, als der König von Breslau aus, wo er mit seinem Verbndeten, dem Kaiser von Rußland, zusammengetroffen war, sein Volk zum Kampfe gegen den Unterdrcker aufrief. Die Preußen hatten in den Tagen der Not wieber beten gelernt, im Gotteshaus traten sie daher zusammen, um den Segen des Herrn zum heiligen Kampfe zu erflehen. Am Geburtstage der Knigin" am 10. Mrz, stiftete der König das Ehrenzeichen fr die Tapfersten unter den Tapfern, das Eiserne Kreuz. Groe Tafeln in den Kirchen der Pro-vinzen stlich der Elbe rufen dem lebenden Geschlecht die Namen der Helden ins Gedchtnis, die damals (181315) fr das Vaterland ge- 6*
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