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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 52

1896 - Leipzig : Hirt
52 armen Knaben, fromme Lieder singend und dafr um ein Almofen bittend, in der Stadt umher. Einmal war er in Eifenach schon vor mehreren Thren abgewiesen worden; da bemerkte eine Frau Cotta, wie andchtig gerade Luther fang, und wie herzlich er betete. Sie nahm ihn an ihren Tifch, gewann ihn sehr lieb und gab ihm manche gute Lehre. Als Heller Kopf machte er in der Schule gute Fortschritte; mit 18 Jahren kam er auf die Hochschule (Universitt) in Erfurt. 2. Luthers Vater, der durch unermdlichen Flei allmhlich aus drftigen Verhltnissen zu einem gewissen Wohlstande sich emporgearbeitet hatte, war ehrgeizig; er wnschte, Martin solle Rechtsgelehrter werden, um die hchsten Wrden erlangen zu knnen. Aber in dem Sohne lebte ein ganz anderer Sinn. Nicht die ganze Welt zu gewinnen, fondern keinen Schaden zu nehmen an feiner Seele, das war fein hchstes Ziel. Gewissen-hast rang er danach fromm zu werden und rein von allen Snden; er war tief unglcklich, als er bemerkte, wie schwer dies sei. Endlich glaubte er, den einzigen Weg gesunden zu haben, Gottes Gnade zu erlangen: er trat in das Kloster und wurde Mnch. Der Vater zrnte ihm darber sehr, sah er doch damit seine liebsten Hoffnungen vernichtet. Aber der junge Mnch selbst hatte sich sehr getuscht, wenn er hier innere Sammlung und Seelenfrieden zu finden gemeint hatte. Zunchst wurde er zu den niedrigsten Diensten (wie Ausfegen) herangezogen, obwohl er auf der Universitt schon fr einen tchtigen Gelehrten gegolten hatte. Auch mute er mit dem Sack auf dem Rcken fr das Kloster betteln gehen. Tiefe Schwermut umnachtete feine Seele, sobald er sah, da er als Mnch keine Fortschritte in der Heiligung mache, da er die Regungen des Zornes, Hasses, Neides, der Ungeduld noch nicht bemustern gelernt habe. Er fiel zuweilen in eine fo tiefe Ohnmacht, da er nur durch die Klnge der Musik, die er leidenschaftlich liebte, ins Leben wieder zurckgerufen werden konnte. Er wrde an der inneren Seelenqual auch krperlich zu Grunde gegangen sein, wenn ihn nicht ein teilnehmender Ordensbruder auf das trstliche Wort des Apostel Paulus hingewiesen htte*): der Mensch wird gerecht nicht durch des Gesetzes Werke, fondern allein durch den Glauben". Das war Balsam fr die wunde Seele. 3. An der Spitze des Augustinerordens, in den Luther eingetreten war. stand ein wohlwollender Oberer, Staupitz mit Namen. Dieser wurde bald aufmerksam aus den eigengearteten Mnch, der es fo ernst nahm mit *) Rom. 3, 28.
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