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1. Kleine Lebensbilder berühmter Männer für den geschichtlichen Unterricht
1886 -
Düsseldorf
: Schwann
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1. Kleine Lebensbilder berühmter Männer für den geschichtlichen Unterricht 
- S. 75
1886 -
Düsseldorf
: Schwann
43. Menenius Agrippa.
Durch die vielen Kriege waren nach und nach die rmeren Rmer, meist Plebejer, die keinen Anteil an den Staatslndereien hatten, in Armut und Schulden geraten. Das Schuldrecht war aber bei den Rmern ber-aus hart, und die reichen Patrizier bten dasselbe meistens unnachsichtlich aus. So befand sich der grte Teil der rmeren Plebejer in einer sehr traurigen, ja verzweifelten Lage. Zwar wurde Abhlfe versprochen, aber nicht gewhrt. Deshalb nahm das hartbedrngte Volk endlich seine Zuflucht zu einem verzweifelten Mittel.
Bei der Rckkehr aus einem Kriege, nach dessen Beendigung den Bedrngten wieder einmal Abhlfe versprochen, aber nicht gewhrt worden war, zog die Plebs, bewaffnet wie sie war, mit den Feldzeichen nach dem nicht gar weit von Rom entfernten heiligen Berge (mons sacer), in der Absicht hier ein neues, selbstndiges Gemeinwesen zu grnden. Der Senat, durch diesen inneren Tumult und durch Kriege nach auen ge-ngstigt, schickte eine Gesandtschaft nach dem Berge, um die Plebejer zur Rckkehr zu bewegen. An der Spitze derselben stand ein allgemein beliebter Mann, Menenius Agrippa. Dieser erzhlte dem Volke folgende Fabel: Einst emprten sich die Glieder des Krpers gegen den Magen und wollten es nicht lnger dulden, da dieser in behaglicher Ruhe in der Mitte sitze und sich von den andern Gliedern versorgen lasse. Die Hnde wollten keine Speise mehr zum Munde führen, der Mund sie nicht aufnehmen, die Zhne sie nicht kauen. Eine Zeit lang hielten sie aus, aber bald merkten sie, da ihnen dies Verfahren selbst am meisten schadete. Da der Magen keine Speisen mehr erhielt, so konnte er auch den brigen Gliedern die nhrenden Sfte, welche ihnen Kraft und Behendigkeit gaben, nicht zufhren. Sie wurden matt und schlaff und fingen an dahinzu-schwinden; sie lieen deshalb von ihrer Widersetzlichkeit ab und fhlten bald die wohlthtigen Folgen davon."
Das Volk merkte sogleich, was Menenius mit dieser Fabel bezweckte. Und da ihm nun in der That bedeutende Erleichterung seiner Schuldenlast und dazu noch eigene Beamte, die Volkstribunen, welche das .Volk gegen ungerechte Bedrckung schtzen sollten, gewhrt wurden, so kehrte es nach Rom zurck. Dieser Volkstribunen gab es anfangs nur zwei, nachher fnf und zuletzt zehn: ihre Person wurde fr heilig und unverletzlich erklrt, damit sie den Plebejern um so sicherer Schutz gewhrten knnten. Menenius Agrippa aber hatte seiner Vaterstadt einen sehr wichtigen Dienst geleistet.