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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 62

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 62 — Besonders für Ostpreußen und Litauen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohlthäter. Dieses Laud hatte nämlich durch Hungersnot, Pest>) und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren; ganze Strecken Landes lagen brach und wüst. Der König beries fremde Einwanderer, die aus Salzburg (1732) vertriebenen Protestanten, und gab ihnen in Ostpreußen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Dörfer wurden neu gegründet. — Armen Leuten schenkte er Geld, Korn, Pferde und Rindvieh und erließ ihnen ganz oder teilweise die Staatsabgaben.2) Das Schulwesen. Künsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugethan; dagegen war er auf die Verbesserung des Volksschulwesens unablässig bedacht. Er führte den Schulzwang ein und verfügte, daß die Eltern bei nachdrücklicher Strafe gezwungen feien, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre im Winter täglich und im Sommer, wo die Kinder bei den ländlichen Arbeiten helfen mußten, wenigstens ein- oder zweimal in der Woche zur Schule zu schicken. Doch gelang ihm die Durchführung des Schulzwanges ebensowenig wie die der allgemeinen Wehrpflicht. Als seine Beamten die Durchführung einer solchen Bestimmung für unmöglich hielten und allerlei Einwendungen machten, antwortete der König: „Die Regierung will das arme Volk in der Barbarei erhalten; denn wenn ich baue und verbessere das Land und mache keine Christen, so hilft mir alles nichts." Über 2000 Schulen entstanden unter Friedrich Wilhelms Regierung, 1700 allein in Ostpreußen, und zu ihrer Unterhaltung gab der König ein Kapital von 150 000 Mark ^) her. Armen Gemeinden schenkte er beim Neubau einer Schule das nötige Holz. — Unter seiner Regierung wurde auch das erste Lehrerseminar (zu Stettin) gegründet, und den evangelischen Pröpsten und Superintendenten besaht der König, sich der Vorbereitung und Prüfung der angestellten Lehrer zu unterziehen; denn nur tüchtige Lehrer wollte er ttt den Schulen wissen. Im Jahre 1736 erließ der König einen Schulgründungs-plan, worin er verlangte, daß die Lehrer die Schüler als Kinder der Ewigkeit ansehen sollten. Ihre Aufgabe sei es, sie zu Christum zu führen und dafür zu forgeu, daß die Kleinen nach feinem Vorbilde an Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen wüchsen und zunähmen. Vor allem sollten die Kinder in der Religion, aber auch im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werden. Kurz vor dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelms hatte die Pest 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung, hinweggerafft. *) Sein Denkmal auf dem Markt zu Gumbinnen trägt die Inschrift: „Dem Bater Litauens." 3) Mons Pietatis (Berg der Frömmigkeit).
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