Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte des preußischen Staates - S. 67

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 67 — ferner der König den aufstrebenden Geist seines Sohnes verkannte, jo geschah es, daß zwischen beiden eine Spannung entstand, die immer größer wurde. Dazu kam noch, daß sich der König oft vom Zorne hinreißen ließ, den Prinzen öffentlich mit harten Worten schalt und von seinem Züchtigungsrechte nicht selten in der empfindlichsten Weise Gebrauch machte. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet," pflegte er wohl zu sagen, „er macht sich nichts, aus Soldaten und wird mir die ganze Arbeit verderben." Nur heimlich wagte es Fritz, seinen Lieblingsbeschäftigungen obzuliegen. Als einst der berühmte Flötenspieler Quanz, den der Kronprinz auf einer Reise nach Dresden kennen gelernt hatte, und der seitdem sein Lehrmeister im Flötenspiel wurde, bei ihm war, hörten sie plötzlich den König kommen. Eilig verbarg sich der Lehrer, Fritz versteckte Flöte und Noten und zog statt des Schlafrockes schnell die Uniform an. Da trat der Vater ein; aber bald hatte sein scharfes Auge Bücher und Schlafrock entdeckt. Letzteren warf er ins Feuer, die Bücher aber wurden dem Buchhändler zurückgeschickt. Die Kluft zwischen Vater und Sohn erweiterte sich noch mehr, als die Mutter, die Königin Sophie Dorothea, zwischen ihren und den Kindern ihres Bruders, des Königs von England, eine Doppelheirat einzuleiten suchte. Der König wollte hiervon nichts wissen, wünschte vielmehr eine Verbindung seines Sohnes mit der Prinzessin Elisabeth von Brannschweig-Bevern. Als der Kronprinz hierauf nicht eingehen wollte, mußte er sich in Gegenwart der Hofbedienten die empfindlichste Behandlung gefallen lassen. Der Fluchtversuch. Durch eine Flucht suchte sich der Prinz aus seiner harten Lage zu befreien. Als er feinen Vater im Jahre 1730 auf einer Reife nach Süddeutschland begleiten mußte, gedachte erden Plan auszuführen und zu feinem Oheim, dem Könige von England, zu entfliehen. Zwei befreundete Offiziere, von Katte in Berlin und von Keith in Wesel, wurden mit ins Vertrauen gezogen, um bei der Flucht behilflich zu sein. Von Sinsheim aus (zwischen Heilbronn und Heidelberg) sollte die Flucht vor sich gehen. Schon war alles bereit, da scheiterte das Vorhaben, und Friedrich bereitete sich eine noch härtere Lage. Der Leutnant von Keith entkam glücklich, Friedrich aber und von Katte wurden gefangen genommen und beide nach der Festung Küstrin geschickt; von Katte wurde zum Tode verurteilt und aus dem Gefängnisplatze zu Küstrin hingerichtet. Der König sah in dem Plane seines Sohnes eine Lieblosigkeit gegen den Vater, eine Schädigung des Ansehens des Staates, in allem eine arge Pflichtvergessenst eines Soldaten. Als er zum erstenmal mit dem Prinzen zusammentraf, wurde er derart vom Zorne hingerissen, daß er seinen Sohn mit dem Stocke Mutig schlug. Dann stieß er den Kronprinzen aus dem Heere und stellte ihn vor ein Kriegsgericht, ino er als Fahnenflüchtiger verurteilt werden sollte. D)ie Richter aber sahen in der That des Kronprinzen keine Fahnenflucht; weil aber der König mit diesem Urteile nicht zufrieden war, 5*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer