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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 102

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 102 — __ 5)er Friede zu Tilsit. Da es Napoleon gelang, den russischen Kaiser für sich zu gewinnen, mußte Preußen in seiner völligen Hilflosigkeit Frieden schließen. Dieser kam am 9. Juli 1807 zu Til-Ui zu stände. Preußen verlor alle seine Besitzungen zwischen Rhein und Elbe neb ft der Festung Magd ebnr g, serner einen großen Teil seiner polnischen Besitzungen nebst Danzig und Thoru. Von den polnischen Ländern behielt es nur Westpreußen, das Brstum Ermlaud und einen schmalen Streifen des Netzedistriktes. Bayreuth kam an Bayern, und kleinere Teile wurden Holland und Sachsen zugewiesen; letzteres war ebenfalls zu Napoleon übergetreten und von ihm zu einem Königreiche gemacht worden Preußen durfte nur 4 2 000 Mann Soldaten halten und mußte 112 Mill. Mark Kriegskosten zahlen und bis zur Abtragung einer bestimmten Summe ein französisches Heer von 150 000 Mann in seinen Festungen unterhalten. So wurde der preußische Staat von 306000 qkm mit 9,7 Mill. Einwohnern auf 150000 qkm mit 4,6 Mill. Einwohnern zurückgeführt. Aus den Gebieten Süd- und Neuostpreußen und dem größeren Teile des Netzedistriktes bildete Napoleon das Großherzogtum Warschau; die westhcheu Besitzungen Preußens kamen zum Teil an das neugegründete Herzogtum Berg, der andere Teil bildete mit dem südlichen Hannover, Braunschwelg und Hessen-Kassel das Königreich Westfalen, welches Napoleons jüngster Bruder Jeröme erhielt. Iv. Preußens Wiedergeburt. Elend im Laude. Der Friede zu Tilsit bezeichnet den Standpunkt der tieften Erniedrigung für Preußen. Dazu kam noch, daß das Elend in Berlin und in den Provinzen aufs höchste stieg. Der König besaß das ihm verbliebene Gebiet nur dem Namen nach; in Wirklichkeit waren die Franzosen die Herren des Landes und schalteten und walteten in demselben in der schrecklichsten Weise. Was Napoleon an Kunstwerken im Lande fand, das schickte er nach Paris. Sogar die Ruhestätte Friedrichs des Großen entweihte er; der Sarg wurde geöffnet und der Degen dieses ruhmreichen Preußenkönigs als Siegestrophäe den eitlen Parisern zugeschickt. — Die französischen Generale ließen sich ganz ungeheure Geldsummen zahlen; so z. B. mußte die Stadt Breslau täglich 3000 Mark aufbringen. Mit der ärgsten Härte und Rücksichtslosigkeit behandelten die französischen Soldaten das preußische Volk. Sie verlangten Braten und Wein von den armen Leuten, die selber nur trocknes Brot zu essen hatten. Den Bauern nahmen sie sämtliches Vieh und zertraten ihre blühenden Saaten. Die Kaufleute gingen zu Grunde, da durch die Kontinentalsperre Handel und Gewerbe vollständig darniederlagen. Den preußischen Beamten konnte der Staat die Gehälter nicht auszahlen, und man mußte zeitweilig Brot austeilen, damit Beamte und Offiziere nicht verhungerten. Aber diese Zeit des Unglücks und der Schmach ist in gewissem Sinne für Preußen ein großer Segen gewesen, ja der Anfang feiner Wiedergeburt. Alle Gutgesinnten im Lande fühlten, daß es eine ge-
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