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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 150

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 150 — also auch nicht befehlen, sie abzulehnen; der Prinz sei in seinen Entschließungen vollständig frei und unabhängig. Um Streitigkeiten zu verhindern und Preußen den Friede« zu erhalten, verzichtete der Prinz freiwillig auf den spanischen Thron; jeder Grund zu einem Streite schien beseitigt zu sein. Doch die französische Regierung wollte sich den Vorwand zum Kriege nicht so leicht entgehen laffen; sie verlangte vielmehr jetzt durch ihren Gesandten, den Botschafter Benedetti, von dem Könige Wilhelm, er _ solle die bestimmte Versicherung aussprechen, daß er n iemals wieder feine Einwilligung geben würde, wenn von neuem die spanische Kronkandidatur aufleben würde. König Wilhelm war bereits am Morgen des 13. Juli auf der Promenade, als der französische Botschafter diese Forderung seiner Regierung mitteilte. Der König, überrascht und unwillig, lehnte eine solche Zumutung, die eine Demütigung Preußens bezweckte, bestimmt ab und blieb bei diesem Ausspruch, als Graf Benedetti wiederholt und immer dringender auf feiueu Antrag zurückkamt) Bei feiner Rückkehr fand der König in feiner Wohnung daun einen Brief v. Werthers, des norddeutschen Gesandten in Paris, vor. In diesem Briefe, bessert Inhalt von dem französischen Minister, dem Herzog von Gramont, diktiert war, wurde König Wilhelm aufgefordert, dem Kaiser Napoleon öffentlich zu erklären: er habe nicht glauben können, den Interessen und der Würde des französischen Volkes zu nahe zu treten, als er den Prinzen zur Annahme der Krone ermächtigte, und er hoffe, indem er sich der Entsagung anschließe, jeder Grund des Zwiespaltes zwischen beiden Nationen würde nunmehr verschwunden sein. — Der König entschloß sich, den Gesandten, der eine neue Audienz nachsuchte, nicht mehr zu empfangen. Er ließ ihm sagen, daß er keine Antwort als die mitgeteilte habe, und er gebe, fo durste der Adjutant noch erklären, durchaus und ohne Rückhalt feine Zustimmung zur Entsagung des Prinzen; übrigens hätten von nun an alle Verhandlungen durch die Ministerien zu geheu.2) Ohne seine Kur zu beendigen, eilte König Wilhelm nach Berlin; seine Reise glich einem Triumphzuge; allenthalben wurde der greise Monarch mit begeisterten Hochrufen begrüßt. *) Ein Stein mit der Inschrift: „13. Juli bezeichnet gegenwärtig die Stelle, wo der Bot- 1870 schaster diese Anforderung an den 9 Uhr 10 Min. König richtete. Morgens.“ 2) Als der König am 14. Juli Ems verließ, empfing er den Botschafter, der um die Erlaubnis gebeten hatte, sich verabschieden zu dürfen, auf dem Bahnhöfe und reichte ihm gütig die Hand. Nur das geschäftige Gerücht schuf alsbald die Legende, König Wilhelm habe den Botschafter gleich auf dem Brunnenplatze kräftig abgefertigt; in Lied und Bild verbreitete sie sich durch ganz Deutschland. Lindner.
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