1900 -
Münster i. W.
: Schöningh
- Autor: Brockmann, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
westwärts verfolgte und eine Stadt nach der andern in Besitz nahm, rückten die erste und zweite Armee in angestrengten Märschen ans die Festung Metz los; hier stand, wie gesagt, die zweite französische Armee unter dem Oberbefehle des Marschalls Bazaine.
Nach der Niederlage Mae Mahons beschloß Bazaine, Metz zu verlassen, sich in Chalons mit Mac Mahon zu vereinigen, um dann gemeinsam den Deutschen eine große Entscheidungsschlacht anzubieten. Dieser Plan mußte unter allen Umständen vereitelt werden. Die Deutschen mußten sich zwischen die beiden französischen Armeen stellen und dem Feinde den Weg nach Verdun und Chalons verlegen.
Am 14. August griff deshalb die erste Armee den abziehenden Feind bei Couree lles-Colombey an, zwang ihn zu einer Schlacht und warf ihn auf die Festung Metz zurück. Der Abzug des Feindes war aufgehalten und für den Vormarsch der Deutschen Zeit gewonnen.
Unterdessen überschritt die zweite Armee die Mosel und stieß am 16. August auf den nach Süden marschierenden Feind. Bei Vion-ville, in der Nähe von Mars la Tour, hielten Teile der zweiten Armee die Franzosen in einem sechsstündigen, furchtbaren Kampfe auf, und nachdem Unterstützungen herangekommen waren, wurde der Feind nach Metz zurückgedrängt und der Weg nach Verdun verlegt.')
Der Marsch des französischen Heeres, bei dem sich auch der Kaiser-Napoleon befand, der am 16. früh die Armee verließ und nach Chalons entfloh, ging langsam und vorsichtig vor sich; denn jeden Augenblick fürchtete man einen Angriff der Deutschen. Bei Vionville traf Prinz Friedrich Karl mit der Spitze seines Heeres auf die Armee Bazaines, der stch nur die tapferen Brandenburger entgegenstellen konnten. Der Kampf begann morgens 11 Uhr, sechs Stunden hielten die todesmutigen Soldaten rm heftigsten Feuer trotz der großen Verluste - bis auf ein Drittel war die kleine Schar bereits zusammen geschmolzen — der feindlichen Übermacht stand und eroberten den Rand einer Hochebene, auf der die Franzosen eine äußerst vorteilhafte Stellung eingenommen hatten. Um 3 Uhr war -die Kraft des brandenbnrgifchen Fußvolkes erschöpft, es war einer vollständigen Vernichtung nahe. Nur ein kühner Angriff des 16. Ulanen- und des 7. Kürassierregiments konnte die Schlacht retten. Zm scharfen Galopp stürzt stch die nlutige Reiterschar, die Ulanen auf dem rechten Flügel die Kürassiere auf dem linken, in die Reihen der Feinde, wirft das Fußvolk ut’e,r den Haufen und bringt eine Batterie zum Schweigen. Und weiter gehts über andere Jnfanterieabteilungen zu einer zweiten Batterie. Wa?' nicht fliehet, wird zusammen gehauen. Dann aber sehen sich die deutschen Retter von der überlegenen französischen Kavallerie umringt. Ein furcht-barer Einzelkanips beginnt; die Hälfte der preußischen Reiter sinkt vom Pferde, die übrigen sprengen durch die vorhin übemttenen Feinde zu den ihrigen zurück. „Ein Blutritt war es, ein Todesritt", der kühne Angriff war geglückt, der Feind' zum Stehen gebracht. — Nachmittags 4 Uhr erschien d« sehnlichst erwartete Hilfe. Prinz Friedrich Karl traf selber aus dem Lchlachtselde ein. Das grausige Schauspiel beginnt von neuem Todesmutig stürzten sich die Garde-Dragoner in die französischen Reihen Durchbrechen sie und eilen dann unter furchtbaren Verlusten zurück. Abends 7 Uhr erhebt sich ein gewaltiger Reiterkampf, das großartigste
®er Verlust der Deutschen betrug etwa 16 000, der der Franzosen etwa 17 000 Mann. ,