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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 164

1900 - Münster i. W. : Schöningh
164 — Vergiftet von solch wahnwitzigen Lehren/) wagten es dann zweimal ruchlose Menschen, ihre Mordwaffen gegen die geheiligte Person des Kaisers zu richten. Wilhelm I. erkannte den Grund solcher Verwilderungen sehr wohl und ries deshalb seinen Ministern das denkwürdige Wort zu: „Sorget, daß dem Volke die Religion erhalten bleibe!" Der weiteren Verbreitung sozialdemokratischer Bestrebungen wurde durch strenge Maßregeln (Sozialistengesetz) entgegengetreten. Kaiser Wilhelm war durch die erwähnten Greuelthaten nicht verbittert; er wollte vielmehr, „daß die wirklichen Härten des Schicksals, über welche die Arbeiter zu klagen haben, soweit eine christlich gesinnte Gemeinschaft es vermag, gemildert werden". Zum Wohle der arbeitenden Volksklasse wurden iufolgedeffen verschiedene fürsorgliche Einrichtungen getroffen. Zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wurden Einigungsämter eingerichtet; Fabrikinspektoren sollten fortan das Fabrikwesen überwachen, und ein Hastpslichtgesetz sorgte für Schadenersatz, wenn ein Arbeiter-Körperverletzungen oder gar den Tod erlitt. Durch besoudere gesetzliche Bestimmungen wurde die Arbeit der Frauen und K i n d e / in Fabriken und die Sonntagsarbeit beschränkt. Als im Jahre 1878 Kaiser Wilhelm einem Mordversuche glücklich entgangen war, überreichte das dankbare deutsche Volk seinem geliebten Fürsten eine Summe von 1 740000 Mark als „Wilhelmsspende". Der Kaiser lehnte die Summe für sich ab, machte aber daraus eine Stiftung, „die Altersversorgung für Arbeiter"; die Zinsen dieses Kapitals erhalten alte und schwache Arbeiter. Infolge der denkwürdigen Botschaft vom 17. November 1881 und vom 14. April 1883 wurden in Preußen die beiden untersten Stufen der Steuerpflichtigen von der Klassensteuer befreit; ferner kam im Jahre 1883 (15. Juli) für das Reich das Arb eit erkranken- und im folgenden (6. Juli 1884) das Arbeiterunfall-verfichernngsgefetz zu stände. Auch die Alters- und Invalidenversicherung wurde noch unter der Regierung Wilhelms beraten, doch erlebte der hochherzige Kaiser deren Vollendung nicht mehr. So lange der Arbeiter gesund ist und arbeiten kann, leidet er selten Not. Trifft ihn aber Krankheit oder ein Unfall, oder stellt sich sogar der Tod ein, dann gerät die Familie bald in eine üble Lage. Diesem sollte vorgebeugt werden durch das Arbeiter-Kranken- und das Arbeiter-Unfall- i) Die Ziele der Sozialdemokratie bezeichnet einer ihrer Hauptoer-treter also: auf religiösem Gebiete den Atheismus, auf Politischem die Republik und ans wirtschaftlichem den Sozialismus.
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