Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte des preußischen Staates - S. 167

1900 - Münster i. W. : Schöningh
167 Als der greise Fürst sich anfangs März 1888 eine Erkültnng zuzog, wurde er ernstlich krank. Die Kunst der Ärzte und die liebevolle Pflege feiner Gemahlin und Tochter waren vergeblich. Am 9. März entschlief der große Kaiser sanft und ruhig. Seine letzten Worte waren: „Ich habe nicht Zeit, müde zu fein." Seine letzte Ruhestätte saud er zu Füßen seiner geliebten Mutter in der Gruft zu Charlotteuburg. In ihm „verlor Preußens treues Volk seinen ruhmgekrönten König, die deutsche Nation den Gründer ihrer Einigung, das wiedererstandene Reich den ersten deutschen Kaiser". Mit ihm schied ein großer Fürst und großer Mann aus diesem Leben, ein Vorbild „der Gottesfurcht, anspruchslosen Einfachheit, Demut, gewissenhaften Pflichttreue und selbstverleugnenden Menschenliebe". Sein Andenken wird im deutschen Volke nie erlöschen. *) Iv. Aaiser Wilhelms Ratgeber und Kelfer. Fürst Otto von Bismarck-Schönhauscn. a. Die Zeit vor seiner Wirksamkeit als Staatsmann. Der erste Kanzler des neuen Deutschen Reiches wurde im Jahre 1815 und zwar am 1. April auf dem Gute Schönhausen a. d. Elbe in der Altmark geboren. Seine Jugend verlebte er auf dem Gute Kniephof in Pommern. Nach den vorbereitenden Studien auf einem Gymnasium zu Berlin bezog der junge Bismarck die Universität Göttingen, wo er sich der Rechtswissenschaft widmete. Nach bestandener Prüfung arbeitete er dann bei den Regierungen in Aachen und Potsdam. Als sein Vater gestorben war, gab Bismarck vorläufig die staatliche Laufbahn auf und übernahm die Verwaltung des väterlichen Stammgutes. In dieser Zeit, am 28. Juli 1847, vermählte er sich mit Johanna von Pnttkamer. b. Sein Wirken als Staatsmann. Im Jahre 1847 wurde Bismarck in den „vereinigten Landtag" gewählt, wo er sich durch die Klarheit und Offenheit, aber auch durch die Kühnheit seiner Reden nicht geringes Ansehen erwarb. Auch König Friedrich Wilhelm Iv. war auf den geistvollen Mann aufmerksam geworden und berief ihn öfter zur Beratung nach Sanssouci. Als preußischer Gesandter beim Bundesrate zu Frankfurt a. M. war Bismarck eifrigst darauf bedacht, Preußen eine gleiche Stellung mit Österreich zu erringen, und schon damals überzeugte er sich von der Unhaltbarkeit des deutschen Bundes und einer Neugestaltung Deutschlands unter Preußens Führung. Aber vorläufig wurde er, wie er selber scherzend sagte, kalt gestellt, indem er als Gesandter nach Petersburg geschickt wurde. König Wilhelm ernannte ihn 1862 zum Gesandten in Paris, berief ihn aber bereits im September desselben Jahres zu seinem ersten Minister und übertrug ihm die Leitung der äußeren Angelegenheiten. Ihm war die schwere Aufgabe gestellt, die vom Könige geplante großartige Umgestaltung des preußischen Heeres durchzuführen. Hierbei geriet er aber mit der Volksvertretung in Konflikt, und weil er in dieser Zeit gelegentlich den bedeutsamen Ausspruch that: „Die großen Fragen der Zeit können nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse entschieden werden, sondern durch Blut und Eisen", so erhielt er später die Bezeichnung „der eiserne Kanzler". Die Umgestaltung des Heeres wnrde durchgeführt, obgleich die Abgeordneten die nötigen Geldmittel verweigerten. Erst nach den glorreichen Kämpfen in den Jahren 1864 und *) Erg. Nr. 35 u. 36.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer