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1. Erzählungen aus der Geschichte - S. 64

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
eingestehen und also sich schmen mute, wenn er noch ferner daran festhielt. Sokrates war ein Feind von allem Hochmuth, dem eingebildeten Wissen, der Eitelkeit aus Dinge, dte keinen wahren Werth hatten. Er deckte hier ohne Rcksichten alle Schwchen und Blen auf, aber immer geschah es mit vter-lichem Wohlwollen. Die Irreligiositt seiner Zeitgenossen, welche in leeren uerlichen Formen eine wahre Gottesverehrung heuchel-tot, tadelte er scharf und suchte eine bessere Erkenntni von Gott und dem Verhltnisse des Menschen zu Gott zu geben. Dabei beobachtete er streng die Gebote der Religion und ihre heiligen Gebruche, so wie auch die Gesetze des Staates kein Athener ge-wissenhaster befolgte, als Sokrates. Das ganze Leben des Sokrates war nach den Lehren der Weisheit, welche er selbst als die Fhrerin des menschlichen Lebens lehrte, eingerichtet. Die Inschrift im Tempel ' des delphischen Apollo: Lerne dich selbst kennen" hatte auf ihn einen fo tiefen Eindruck gemacht, da er sie sich zum Grundsatz in seinem ganzen Leben machte. Das Orakel von Delphi hatte den Sokrates fr den Weisesten erklrt, und er selbst sagte, das Orakel habe ihn wohl nur dehalb den Weisesten genannt, weil er mehr als andere einsehe, da er eigentlich nichts wisse. Sein Leben war uerst einfach und gengsam; er hatte nur einen Mantel von gewhnlichem Stoffe und trug keine Sandalen. Seinen Krper hatte er sehr abgehrtet, so da er manche Beschwerde er-tragen konnte, ohne ermdet zu werden. Es war sein Grundsatz, so wenig als mglich zu bedrfen. Als einmal ein vornehmer Athener bei ihm klagte, da das Leben in Athen so thener sei und ihm seine Ausgaben sr Purpur, Wein und andere Kostbarkeiten ausrechnete, fhrte ihn Sokrates an verschiedene Pltze, wo man Mehl, Oliven, einfache Kleidungs-stcke billig bekam. Sieh'," sagte er dann, ich finde es hier ganz wohlfeil." Ein anderes Mal beschwerte sich Jemand der die Strapaze einer Fureise, von der er komme. Sokrates fragte ihn: Hat dein Sklave nachkommen knnen?" Ja!" antwortete jener. Hat er etwas getragen?" Einen groen Bndel!" Der mu recht mde sein," fuhr Sokrates fort. Nein, ich habe ihn sogleich wieder mit einem Auftrage weit fort in die Stadt geschickt." Sieh," sagte Sokrates, du hast vor deinem Sklaven Vorzge des Glckes voraus, er vor dir Vorzge der Natur. Du bist reich, frei, aber schwach und weich-lich; er ist arm, Sklave, aber gesund und stark. Wer ist glck-licher?" Einmal dankte ihm ein vornehmer Brger nicht, den er im Vorbeigehen grte. Seine Schler waren darber un-willig, Sokrates aber sagte: Warum denn? ihr wrdet ja nicht
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