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1. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 63

1909 - Habelschwerdt : Franke
6ä auch in wirtschaftlicher und geistiger Hinsicht vom Auslande abhängig. In Sprache, Sitte und Tracht war für Deutschland besonders Frankreich maßgebend, das unter Lndwig Xiv. die Vorherrschaft in Enropa erlangt hatte. An den Fürstenhöfen und in den Adelskreisen wurde fast nur Französisch gesprochen. Bediente man sich der deutschen Sprache, so vermischte man sie mit zahllosen Fremdwörtern. Selbst Friedrich Wilhelm I., der sonst alles Französische haßte, folgte in der Sprachmengerei der Unsitte seiner Zeit. Die zahlreichen kleinen Fürsten Deutschlands ahmten an ihren Höfen das glanzvolle Leben Ludwigs Xiv. nach. Die meisten von ihnen verschwendeten durch prunkvolle Feste, kostspielige Maskenaufzüge und Opernaufführungen die Einkünfte ihrer Länder. Bei den zahlreichen Hofjagden mußten die Bauern nicht nur tagelang Treiberdienste leisten, sondern auch ohne Widerspruch znseheu, wie ihre Felder rücksichtslos verwüstet wurden. An den Höfen vieler Fürsten waren besonders Gartenfeste und Schäferspiele beliebt. Die Gärten waren von breiten Wegen durchzogen, an denen kugel- oder kegelförmig beschnittene Bäume und Sträucher standen. Außerdem gab es in den Gärten Grotten und Wasserkünste, die mit Schnörkeln und Muschelwerk verziert waren. Von diesem auch in der Baukunst häufig angewendeten Muschelwerk, französisch rocaille, stammt wahrscheinlich der Name Rokoko, mit dem man die Zeit von etwa 1725—1770 und die Kunst dieser Jahrzehnte bezeichnet. (Abb. 4.) Um die großen Ausgaben bestreiten zu können, erhöhten die Fürsten die Abgaben, und häufig sogen gewissenlose Beamte die Untertanen ans. Viele Fürsten ließen sich auch mit Abenteurern ein, die vorgaben, die Kunst des Goldmachens zu verstehen. Durch ungeheuren Aufwand, zahlreiche Dienerschaft und häufige Festlichkeiten waren besonders der Hof Augusts des Starken von Sachsen und der Hof zu Stuttgart berüchtigt. Auch Friedrich I. von Preußen umgab sich nach französischem Vorbilde mit einem großen Hofstaat, während sein Sohn Friedrich Wilhelm I. von allen deutschen Fürsten sich zuerst gegen das französische Wesen erklärte und bürgerlich einfach lebte. Ebeuso zeichnete sich Friedrich der Große durch Sparsamkeit aus. Die Fürsten herrschten unumschränkt oder absolut. In vielen deutschen Kleinstaaten seufzten die Bewohner unter der drückenden Willkürherrschaft ihrer Fürsten. Einzelne von diesen, wie die Herrscher von Braunschweig, Waldeck, Hessen-Kassel u. a., betrachteten sogar die Landeskinder als ihr persönliches Eigentum und verkauften ihre Soldaten zum Kriegsdienste in fremden Erdteilen. So mußten gegen 30 000 verkaufte Deutsche im Nordamerikanischen Freiheitskriege für England kämpfen. Friedrich der Große, Joseph Ii. von Österreich und einige andere Fürsten betrachteten sich aber als die
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