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1. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart
1909 -
Habelschwerdt
: Franke
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1. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart 
- S. 84
1909 -
Habelschwerdt
: Franke
84
Im September 1808 zwang Napoleon den König noch zur Annahme eines Vertrages, nach welchem Preußen 140 Millionen Frank Kriegskosten zahlen mußte und nur 42 000 Mann Soldaten halten durfte.
Preußens Wiedergeburt.
1. Die^Not deslandel. Preußens Lage war nach dem Kriege außerordentlich traurig. 160 000 französische Soldaten standen in dem kleinen, nur noch vier Provinzen umfassenden Lande und erpreßte« au Kriegskosten und Verpfleguugsgeldern über eine Milliarde Mark. Infolge der Kontinentalsperre lagen Handel und Gewerbe danieder. Der Staat war so verarmt, daß er seinen Beamten oft die Gehälter nicht zahlen konnte.
2. Di^ Tilgung her Kriegsschuld. Um Preußen von den französischen Truppeu zu befreien, suchte Friedrich Wilhelm Iii. sobald als möglich die hohen Kriegskosten zu bezahle». Die königliche Familie gab selbst das beste Beispiel von Opferfreudigkeit und Entsagung. Der Hofhalt wurde auf das einfachste eingerichtet, und der König ließ aus seinem Gold- und Silbergerät Münzen prägen. Ein großer Teil der königlichen Güter wurde verkauft oder verpachtet. Um die Kriegsfteueru schueller bezahlen zu können, zog der Staat im Jahre 1810 die geistlichen Güter ein („Säkularisation") und verkaufte sie. Infolgedessen mußten die beschaulichen Orden Preußen verlassen, und nur die krankenpflegenden und die unterrichtenden Orden blieben bestehen.
3. Die Erneuerung des Staatswesens dnrck Stein. Allmählich stellten sich^au^^Fgmsmche Wirkungen des schweren Unglücks ein. Man erkannte, daß der Staat in so kurzer Zeit zusammengebrochen war, weil sich die von Friedrich dem Großen geschaffenen Einrichtungen überlebt hatten. Mit Recht schrieb im Frühjahr 1808 die Königin Luise au ihren Vater: „Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, der, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir fiud nicht mit ihr fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns." Eine Rettnng war nur möglich, wenn das gesamte Staatswesen von Grnnd ans erneuert wurde. Es fehlte auch nicht an den rechten Männern, die dem Könige bei diesem schwierigen Werke helfen wollten. Der bedeutendste von ihnen war der Reichs-sreiherr vom Stein. Er stammte aus einem alten Adelsgeschlechte in Nassau, hatte umfassende volkswirtschaftliche Studien gemacht und war dann in den preußischen Staatsdienst eingetreten. Nachdem er in der westfälischen Kriegs- und Dlmäuevkammer tätig gewes'en war, wurde er 1804 Fwmminister. Er erkannte schon damals die Mängel der preußischen Staatseinrichtungen und drang so ungestüm auf Verbesserungen, daß ihn der König zu Anfang des Jahres 1807