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1. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 46

1911 - Breslau : Dülfer
46 Die Zeit der Restauration. den von Friedrich Ludwig Jahn begrndeten Turnerschaften ihrem Ideal eines freien christlichen Germanentums nach.1) b. Die unvorsichtige und ein wenig bermtige Art, in der die Burschen-fchaft ihre politische Gesinnung auf dem Wartburgfeste zum Ausdruck brachte, bot den Vertretern der Metternichschen Restaurationspolitik erwnschten Anla, die Burschenschaften und Turnerschaften als revolutionre Ver-schwrungen zu verdchtigen. Fr das Jahr 18*7 hatte die Ienenser Burschenschaft einer Anregung aus Jahns Kreisen folgend die Feier eines groen verbrderungsfestes der deutschen Jugend beschlossen, das zugleich eine Kundgebung der politischen Ideale dieser Kreise sein sollte und dazu bestimmt war, den ffentlichen Geist der Nation mit fortzureien. Um die Feier um so wirkungsvoller zu gestalten, sollte sie gleichzeitig der Erinnerung an die Befreiung des deutschen Geistes durch die Reformation gewidmet fein und am Jahrestage des Befreiungskampfes von Leipzig, am \8. Oktober, stattfinden. Das Fest, zu dem sich etwa 300 Studenten und eine Schar Turner in Eisenach versammelt hatten, nahm einen durchaus wrdigen verlauf. (Es mar eine ernste Tagung der Burschenschaften, insbesondere der von Jena; mit feierlichem Gesang und mit dem Empfange des Abendmahls wurde sie erffnet. Spter zog eine Anzahl von Studenten auf den Wartenberg, auf dem jetzt das Burfchenschaftsdenkmal aufragt, und verbrannte dort, ein wenig nach Luthers Beispiel, die Zeichen der alten verhaten Zeit: Zopf, Schnrbrust und Korporalftoce, Schriften von Kotzebue und Katnptz, sowie Bcher des preuischen Delators Schmalz und Hallers, des politischen Theoretikers der Hestaurationszeit. Es war im ganzen eine harmlose Demonstration, so begeisterte Reden auch gehalten mrben. Allein in den Kreisen der Heftauration, namentlich in Wien, mar furchtbare Entrstung die Folge. Metternich fuhr energisch gegen Karl August von Weimar, den Altburfch, roie er ihn nannte, los und mollte den Deutschen Bund gegen die (Emprer mobil machen." (Lamprecht.) Anmerkung. Die Schriftsteller, der die das Zorngericht der jungen Teutonen ergangen war, fhlten sich durch den nrrischen Studentenstreich ernstlich beleidigt, Ge-heimrat Kamptz richtete drohende Briefe an den Herzog von Weimar und forderte die schwerste Bestrafung der Frevler. Am Wiener Hofe war nur eine Stimme der Angst und der Entrstung. Durch die Nachrichten aus Eisenach wurde Metternich zum ersten Male bewogen, sich der deutschen Dinge, die er bisher so gleichgltig behandelt hatte, ernstlich anzunehmen; er erkannte mit Schrecken, da sich hinter dem phan-tastischen Treiben der Jugend doch der Todfeind seines Systems, der nationale Gedanke, verbarg. Sofort erklrte er dem preuischen Gesandten, jetzt fei es an der Zeit, gegen diesen Geist des Jakobinismus zu wten, und ersuchte den Staatskanzler, gemeinsam mit sterreich wider den Weimarischen Hof vorzugehen." In Berlin zeigte sich der König weit besorgter als die Minister. Friedrich Wilhelm hatte selbst nie studiert und kannte den derben Humor des Burschenlebens nicht; das Poltern und Prahlen des jungen Volkes ekelte ihn an. Er war bereits im Frhjahr gegen die Hallenser Teutonia eingeschritten, als Karl Jmmermann ihn um Schutz gegen den Terrorismus dieser Burschenschaft bat, und lie nunmehr sogleich aus allen preuischen Hochschulen Nachfrage halten, wer an dem Wartburgfeste teilgenommen. Die Knigsberger Burschen wurden belobt, weil sie sich ferngehalten; der Unterrichtsminister aber erhielt den strengen Befehl, sofort alle Verbindungen bei Strafe der Relegation zu verbieten, auch das Turnwesen scharf zu beaufsichtigen. Ich werde", schrieb ihm der König, nicht den mindesten Anstand nehmen, diejenige Universitt, auf welcher der Geist der Zgellosigkeit nicht zu vertilgen ist, aufzuheben." (Treitschke.) Der Unterrichtsminister Altenstein suchte dem aufgeregten Befehle des Knigs seine Schrfe zu nehmen, um so eifriger aber zeigte sich Hardenberg; er frchtete, da ihm ') Vgl. die auerordentlich lebendige Schilderung der Burschenschaften und Turner-schaften bei Treitschke a. a. O. Ii. Bd. S. 383 ff.
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