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1. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 99

1911 - Breslau : Dülfer
Der preuisch-deutsche Zollverein. 99 Ii. Der preuische Zollverein. Durch den Anschlu der meisten brigen deutschen Staaten an das neue preuische Zollsystem entstand der Preuische Zoll-derein. 1. Auf dem nichtpreuischen Deutschland lastete der Druck des alten Zollwesens mit derselben Schwere wie auf Preußen. Friedrich List, der erste groe deutsche Nationalkonom, kennzeichnete die damaligen Zustnde in treffendster Weise mit folgenden Worten: Achtunddreiig Zoll- und Maut-linien in Deutschland lhmen den Verkehr im Innern und bringen ungefhr dieselbe Wirkung hervor, wie wenn jedes Glied des menschlichen Krpers unter-bunden wird, damit das Blut ja nicht in ein anderes berfliee. Um von Hamburg nach sterreich, von Berlin in die Schweiz zu handeln, hat man zehn Staaten zu durchschneiden, zehn Zoll- und Mautordnungen zu studieren, zehnmal Durchgangszoll zu zahlen. Wer aber das Unglck hat, auf einer Grenze zu wohnen, wo drei oder vier Staaten zusammenstoen, der verlebt sein ganzes Leben mitten unter feindlich gesinnten Zllnern und Mautnern, der hat kein Vaterland." Solche Verhltnisse muten um so schwerer empfunden werden, als von der Ttigkeit des Deutschen Bundes keinerlei Abhilfe zu erwarten und eine erfolgreiche Selbsthilfe der einzelnen Staaten bei ihrer Kleinheit ausgeschlossen war; von dem Staate aber, der die politische Vorherrschaft im Bunde be-hauptete, von sterreich, war hinsichtlich der Frage einer wirtschaftlichen Einigung nichts zu hoffen, da dieser unfrmliche Lnderkomplex selbst innerhalb seines eigenen Gebietes niemals eine volle wirtschaftliche Einheit herzustellen vermocht hatte. 2. Die wirtschaftliche Depression der Zeit, unter der das Erwerbs-leben der nichtpreuischen Staaten ebenso schwer litt wie dasjenige Preuens, verbreitete die berzeugung von der Notwendigkeit weiter Absatzgebiete in immer greren Kreisen, das Verlangen nach einer allgemeinen Reform des Zollwesens wurde immer dringender. Schon im Jahre 1818 hatte sich eine Anzahl ge-werblicher Unternehmer auf der Leipziger Messe mit dem Gedanken eines einheitlichen deutschen Zollsystems beschftigt, und 1818 war aus den Kreisen rheinischer Industrieller an Hardenberg die Bitte ergangen, fr die Aufhebung der Binnenzlle in Deutfchlaud zu wirken. 3. Als aber Preußen in richtiger Erkenntnis der Aussichtslosigkeit aller Verhandlungen am Bundestage die Neuregelung des Zollwesens nur im Um-fange seines eigenen Gebietes begann, erhob sich unter den deutschen Kleinstaaten ein erregter Widerspruch gegen dies eigenmchtige Handeln. Wohl hatte man Ursache, zu klagen der die Hrten des preuischen Zollgesetzes, das den deutschen Nachbarstaaten keinerlei Vergnstigungen gewhrte und besonders durch seine hohen Durchgangszlle auf die von seinem Gebiet umschlossenen Staaten einen wirksamen Druck ausbte; aber der Grostaat Preußen konnte sich die Zumutung, seine Zollpolitik nach den Bedrfnissen der kleineren Nach-barn zu modeln, nicht bieten lassen. Es lag in seinem Interesse, zur Ver-einfachung der Zollgrenze mglichst viele Nachbarstaaten in seinen Zollverband hineinzuziehen, und daher erklrte er sich 1819 bereit, auf der Grundlage seines neuen Zollsystems mit andern Staaten unter gnstigen Bedingungen Vertrge abzuschlieen, aber irgendwelche Vergnstigungen durste er den Staaten, die den Anschlu verweigerten, nicht gewhren, wenn er sich nicht 7*
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