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1910 -
Breslau
: Dülfer
- Autor: Jahn, Ernst
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
(Erjter Abschnitt.
Die Kolonijatioit der ostelbischen Deutschlands und die
Vorgeschichte der brandenburgisch preußischen Staates?)
8 I. Einwanderung der Slawen in das östliche Deutschland, Übersicht über
die slawischen Völkerschaften und kurze Lharakteristik der Kultur der Wenden.
I. Über die Besitzergreifung des ostelbischen Deutschlands
durch die Slawen weiß die Geschichte nichts Genaueres zu berichten.
Im Verlaufe der ostgermanischen Wanderung hatten die Germanen das
Land zwischen Weichsel und Elbe verlassen, und die Geschichtschreibung des
4. bis 9. Jahrhunderts vermag über die Geschicke dieser „geschichtlichen Ur-
heimat" unserer Vorfahren keine ausreichenden Nachrichten zu geben. Still
und geräuschlos haben sich slawische Völkerschaften des weiten, vermutlich zum
großen Teil verödeten Gebietes bemächtigt; nicht nach Art der gewaltigen
germanischen Völkerverschiebungen, sondern „langsam und schüchtern, in kleinen,
der Geschlechterverfassung der Hauskommunion angehörigen Volksteilen scheinen
die Slawen in die Fußtapfen der südwärts schreitenden Germanen getreten
zu sein". (Lamprecht.)
Das beginnende 7. Jahrhundert zeigt die fremden Einwanderer schon
an der Elbe und Saale, selbst bis nach Thüringen (Reichsslawen) und in die
Maingegend (Mainwenden) haben sich die westlichsten Vorläufer der Eindring-
linge vorgeschoben. Das östliche Holstein, die bisherige Heimat der von Karl
dem Großen fortgeführten Angeln, ist die letzte größere Erwerbung der vor-
dringenden Slawen. Karl überließ ihnen das Land Wagrien, um den noch
immer widerstandslustigen Sachsen die Hilfe der heidnischen Dänen abzuschneiden.
Ii. Unter den in das Gebiet zwischen Elbe und Weichsel ein-
gewanderten Slawen lassen sich vier Hauptgruppen unterscheiden.
i) Obgleich die Geschichte der Wiedergewinnung des östlichen Deutschlands für
das Deutschtum der Zeit nach dem Mittelalter angehört, ist ihre Darstellung dennoch
bis an den Anfang des Ii. Teils dieses Geschichtsbuches hinausgeschoben worden. Dies
geschah zunächst mit Rücksicht auf den Zweck des vorliegenden Werkes, welches vor allem
dem Geschichtsunterricht an Lehrerbildungsanstalten dienen soll. Die Lehrpläne für
Seminare vom 1. Juli 1901 weisen dem Geschichtsunterricht des ersten Seminarjahres
(Iii. Klasse) in der Behandlung der deutschen Geschichte bis zum Frieden von 1648 ein
Pensum an, welches nach Ansicht des Verfassers so umfangreich ist, daß es nicht wohl-
getan wäre, dem Klassenpensum auch noch die wegen ihrer grundlegenden Bedeutung
für das Verständnis der preußischen Geschichte so überaus wichtige und daher nicht kurz
abzufertigende Geschichte der Kolonisation Ostelbiens aufzubürden. Wichtiger noch als
dieses methodische Bedenken erschien dem Verfasser die Rücksicht auf den sachlichen Zu-
sammenhang der Geschichte der Germanisation Ostdeutschlands mit der Entwicklung des
brandenburgisch-preußischen Staates, um dessen Geschicke sich die gesamte neuere Geschichte
des deutschen Volkes bewegt.
Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil.
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