1910 -
Breslau
: Dülfer
- Autor: Jahn, Ernst
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Germanisation des deutschen Ostens.
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Orden sogar gegen die anderwärts allgemein übliche finanzielle Ausbeutelung
durch die Kurie erfolgreich zur Wehr setzen konnte.
y. „So hatte die weltliche Staatskunst der geistlichen Genossenschaft ihrem
Gebiete eine gesicherte Abrundung erobert. Dieselbe weltliche Politik bewog
den Hochmeister Werner von Orselen, in diesen Tagen (1329) die alten Statuten
der bescheidenen Hospitalbrüderschaft nach den kühneren Gesichtspunkten der
baltischen Großmacht abzuändern — soweit die zähe Bedachtsamkeit kirchlicher
Sitten dies zulassen mochte. Nach dem Siege über Polen wird auch das
Drohen der Litauer wieder gefährlich. Als Angreifer tritt nun der Orden
den Völkern des Ostens gegenüber und steigt in wenigen Jahrzehnten zur
Sonnenhöhe seines Ruhms empor. Nach Orselen besteigt eine Reihe begabter
Männer den Meisterstuhl, so der sangeskundige Luther von Braunschweig,
Dietrich von Altenburg und — vor allen — Winrich von Kniprode.
Vom Niederrhein gebürtig, ein freudiger Rittersmann von Grund aus und
doch ein kalt erwägender Staatsmann, war er den Ideen seiner Zeit insoweit
untertan, als es nötig ist, um groß in der Zeit zu wirken, doch weltlich
heiterer, freier im Gemüte als die meisten der Zeitgenossen — mit einem Worte,
gleich Frankreichs viertem Heinrich, eine jener frohen, prachtliebenden Fürsten-
gestalten, an deren Namen die Völker die Erinnerung ihrer goldenen Zeiten
zu knüpfen lieben. Unter ihm (in den Jahren 1351—1382) wird der Ordens-
staat in Wahrheit eine Großmacht." (Treitschke, Historische und politische Auf-
sätze. Ii. 93b.)1)
§ 4. Die Germanisation des deutschen Ostens.
Die Germanisation der eroberten Slawenländer ist „die
Großtat unsers Volkes im Mittelalter", durch welche das Gebiet
des heutigen oft elbischen Deutschlands der Nation dauernd er-
worben und zugleich der Schwerpunkt der künftigen politischen
Entwicklung des deutschen Volkes aus dem Südwesten in den Nord-
osten verlegt wurde.
I. Die Kolomfatiott des Slawenlandes.
An der Kolonisation des Slawenlandes sind fast alle deutschen
Stämme gleich stark beteiligt; denn die zur Abwanderung nach dem
Osten anregenden wirtschaftlichen und sozialen Ursachen wirkten
in fast gleichmäßiger Stärke durch das ganze Mutterland.
1. „Wo kamen jene nicht ermüdenden und ermattenden Mengen
deutscher Ansiedler her, die sich in ununterbrochenem Strome durch mehr
als zwei Jahrhunderte in die Länder des Ostens ergossen — zur selben Zeit,
da der deutsche Söldner die Heere seiner Kaiser wie fremder Fürsten zu füllen
begann, da die Städte des Mutterlandes durch heimische Einwanderung in
außerordentlichem Wachstum erblühten? In späterer Zeit finden wir Sachsen
in Brandenburg, Mecklenburg und Pommern; Westfalen besonders am Rande
der Ostseeküste hin bis Preußen und Livland; Thüringer und Franken im 9
9 Genaueres über die Geschichte des Ordenslandes, , insbesondere auch über seine
staatliche Organisation bei Treitschke a. a. O. Ii. Bd. — Über die Eroberung und Ger-
manisierung des südöstlichen Deutschlands s. Lamprecht a. a. O. Iii. Bd. S. 374 ff.