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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 17

1910 - Breslau : Dülfer
Die Germanisation des deutschen Ostens. 17 waren, günstiger gestaltet. Wollten die Grundherren möglichst rasch beträcht- lichen Nutzen aus ihren eben erst in Kultur genommenen Ländereien ziehen, so blieb nichts anderes übrig als die „Heranziehung technisch besonders ge- schulter Arbeitskräfte", die natürlich besser gestellt werden mußten als die hörigen Bauern. Daher entwickelte sich in der sogenannten Landsiedel- leihe eine neue Form der Bodenvergebung, welche den Beliehenen als ver- erbungsberechtigten, lebenslänglichen Pächter in den Besitz eines wohlab- gerundeten Hofgutes setzte, dessen Ackerfläche er allerdings erst urbar zu machen hatte. Persönlich war der Leihbauer frei, sachlich dagegen war er zur Zahlung eines verhältnismäßig geringen Pachtzinses verpflichtet. Endlich waren die Bauern späterer Siedlungen des Mutterlandes auch wirtschaftlich günstiger gestellt als in den ältesten Niederlassungen. Während die altgermanische Siedlerhufe nur 29—30 Morgen betragen hatte, wurden die Neubruchshufen viel reichlicher ausgemessen; erreichte hier schon die ge- wöhnliche Volkshufe die Größe von etwa 80 Morgen, so waren die Land- anweisungen des Königs an Adlige und Freie noch weit umfänglicher, denn die Königshufe betrug nicht weniger als 47—50 Hektar (etwa 200 Morgen). c. Dieselben Vorteile, deren sich die Ansiedler der später kultivierten Gegenden des Mutterlandes erfreuen durften, boten sich auch den Kolonisten der slawischen Gebiete dar: in wirtschaftlicher Beziehung der bedeutend größere Hufenumfang, in sozialer Hinsicht die viel losere genossenschaftliche Bindung und rechtlich die persönliche Freiheit. So darf es also nicht wunder- nehmen, wenn die Aufrufe der fürstlichen Eroberer des Ostens zur Besiedlung der einstweilen nur militärisch besetzten Slawenländer eine so zahlreiche und nachhaltige Auswanderung zur Folge hatten. Die Fürsten riefen ihre deutschen Volksgenossen ins Land, weil sie sich mit den Tributen der unterworfenen Slawen nicht begnügen wollten, sondern durch Ansiedlung deutscher Bürger und Bauern die Landeskultur zu heben und damit zugleich ihre fürstliche Machtstellung zu stärken hofften; die Kolonisten folgten dem verlockenden Rufe mit kühnem Wagemut, weil sich ihnen im fernen Osten die Aussicht auf eine bessere Existenz bot. Und „nicht in blöder Unerfahrenheit wandten sich die deutschen Siedler in die slawischen, die magyarischen Gegenden. In harter Arbeit daheim hatten sie gelernt, neue Grenzen die Hänge des Urwaldes emporzuziehen, gastlichen Rauch aufsteigen zu lassen im unbewohnten Tal, und in einer wohltätigen sozialen und rechtlichen Emanzipation hatten sie die Kraft gewonnen, sich und nur sich selbst anzugehören unter Aufgabe jedes genossen- schaftlichen und herrschaftlichen Schutzes. Der herbe Mut des Auswanderers, ohne die Verzweiflung des verschuldet ins Elend Getriebenen, beseelte sie: gern zogen sie von dannen; lockend, wenn auch nicht ohne Züge saurer Mühe, erschien ihnen die Zukunft; sie zweifelten nicht, ein besseres Los zu erringen. Es ist die geistige Disposition, die den echten, den erfolgreichen Auswanderer aller Zeiten geziert hat". (Lamprecht.) Ii. Die Germanisation der brandenburgischen Lande ist das typische Beispiel der Entstehung eines rein deutschen Kolo- nialstaates auf slawischem Boden. Kolonisation im Gebiete der unteren Elb^. Nachdem bereits am Ende des s s. Jahrhunderts die wahrscheinlich schon von Erzbischof Adalbert von Bremen beabsichtigte Kolonisation der großen Moore an der Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil. 2
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