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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 18

1910 - Breslau : Dülfer
18 Kolonisation Ostdeutschlands und Vorgeschichte Brandenburg-Preußens. unteren Weser durch Holländer und Flamen in Angriff genommen worden war, hatten sich — anfänglich ebenfalls Niederländer — später niedersächsische Kolonisten der Kultivierung der linkselbischen Slawenländer erfolgreich angenommen. Die Germanisierung der unteren Elbgebiete ging vom Norden, von Holstein, aus. Hier hatte Graf Adolf Ii. (von Schauenburg) ums Jahr das Land wagrien erobert und dessen slawische Bevölkerung fast völlig ausgerottet. Die Aufrufe des Grafen Adolf und die durch sie verursachten Auswandererzüge nach dem ehemaligen Wendenlande muffen schon den Zeitgenossen als Ereignisse von nationaler Bedeutung erschienen fein. Denn die Slawenchronik Helmolds erwähnt ihrer mit allen Anzeichen beginnenden Verständnisses für die Großartigkeit des Kolonisationswerkes im Slawen- lande. Die niederländischen und sächsischen Einwanderer besiedelten das platte Land, indem sie sich in zahlreichen kleinen Dörfern niederließen. Mehrere solcher Dörfer (bis zu zwölf) schloffen sich zu größeren bäuerlichen Rechtsgemeinschaften (Kirch- spielen) zusammen. Durch die Gründung der Stadt Lübeck, die sich in kurzer Zeit zur kommerziellen Beherrscherin der Ostseeländer aufschwang, ward auch die städtische Kultur des deutschen Bürgertums nach dem ehemaligen Slawenlande verpflanzt. „Gleichzeitig ward das Land in agrarischer, industrieller und kommerzieller Hinsicht erschlossen, wie es den Anforderungen der heimischen, deutschen Kultur entsprach; niemals fehlte dem deutschen Bauer des Kolonialbodens das Absatzgebiet, niemals dem Bürger der starke Rückhalt des kriegerisch und wirtschaftlich schützenden Landes: von vornherein war die volle Einsicht in die Daseinsbedingungen eines germanischen Ostens klar geworden." (Lamprecht.) Im westlichen Mecklenburg machte Heinrich der Löwe durch rücksichtslose Vernichtung des slawischen volkstu,ns der Germanisation freie Bahn. In Schwerin erstand der eifrigst geförderten Ansiedlung westfälisch-niedersächsischer Landbevölkerung ein städtischer Mittelpunkt. Bereits am Anfang des j3. Jahrhunderts konnte das westliche Mecklenburg als ein durchaus deutsches Land gelten. 1. Das Geschlecht der Askanier beabsichtigte, sich aus den gewonnenen und noch zu erwerbenden slawischen Gebieten einen Ersatz für das seinem Hause einstweilen verlorne sächsische Herzog- tum zu schaffen. Die bloße militärische und kirchliche Okkupation des Slawenlandes aber konnte diesem Zwecke nicht genügen; denn solange die überwiegende Masse der Bevölkerung slawisch und der Landesherr auf die spärlichen Erträgnisse slawischer Landeskultur angewiesen blieb, konnte von einer wohlgefestigten Herrschaft des fürstlichen Hauses nicht die Rede sein. Es blieb nichts übrig, als den Neubau eines Territoriums zu beginnen, dessen deutsch charakterisierte Bevölkerungsmajorität an dem Fortbestehen der deutschen Landesherrschaft interessiert war. 2. Welches war nun das Schicksal der ansässigen wendischen Volkselemente? a. Während Heinrich der Löwe im westlichen Mecklenburg die slawische Bevölkerung schonungslos vernichtet hatte, konnte Albrecht der Bär schon aus dem Grunde nicht so radikal Vorgehen, weil seine Gebiete zum Teil friedliche Erwerbungen waren, und so gestaltete sich denn das Los der slawischen Ein- wohner der Manischen Gebiete im allgemeinen keineswegs so ungünstig wie in Mecklenburg und Ostholstein. Die im Lande ansässigen slawischen Lehns- leute polnischer und pommerscher Fürsten, deren Wohnsitze im Bereich askanischer Eroberungen lagen, sind wahrscheinlich größtenteils zu ihrem Lehnsherrn zurück- gekehrt, nachdenk sie angemessene Entschädigungen für ihre bisherigen Lehen erhalten hatten. Die Masse der unfreien slawischen Bevölkerung dagegen wurde den neu augesiedelten deutschen Lehnsträgern zur Bestellung ihrer Lehns-
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