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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 153

1910 - Breslau : Dülfer
Friedrich der Große. 153 der Beamten eine Anwartschaft auf die Stelle ihrer Väter haben sollten, Anlaß zu kastenmäßigem Abschluß der Beamtenschaft von den übrigen Schichten der Bevölkerung, und so sehr das autokratische Regiment Friedrichs einerseits dem Staate zum Segen gereichte, so verhängnisvoll erwiesen sich später seine Nachwirkungen auf den Geist des preußischen Beamtentums, das unter dem strengen Regimente des großen Königs wohl gelernt hatte, dessen Befehle in blindem Gehorsam auszuführen, gleichzeitig aber auch der Fähigkeit selbständigen Entschlusses entwöhnt worden war. 4. Durch ein hochgespanntes und genau geordnetes Steuer- system erhielt Friedrich die Finanzlage seines Staates trotz der unverhältnis- mäßig großen Aufwendungen für den Unterhalt des Heeres und das „Retablissement" des in den verwüstenden Kriegen ruinierten Landes auf der Höhe. a. Die Kontribution blieb unveränderlich bestehen, die indirekten Steuern dagegen wurden neu geordnet und unter möglichster Schonung der ärmeren Klassen weiter ausgebaut (Tabaksregie, Kaffeezoll). b. Um möglichst hohe Erträge zu erzielen, verpachtete Friedrich die gesamten indirekten Steuern eine Zeitlang an eine französische Gesell- schaft und übertrug später die obersten Verwaltungsstellen der Akzise an französische Beamte, die er für diesen Dienst besonders befähigt wähnte. 6. Von den Erträgen der Akzise wurde eine bestimmte Summe (Fixation) der Kriegs- und Domänenkaffe überwiesen, während der Überschuß in die sogenannte Dispositionskasse floß (jährlich etwa zwei Millionen Taler), aus welcher der König die Kosten für das „Retablissement" des Landes bestritt. (Besserung der Bodenkultur, Flußregulierungen, Belebung des Handels, Unter- stützung hilfsbedürftiger Gemeinden und Privatleute. — Für den Unterhalt des Hofes verwendete Friedrich einschließlich sämtlicher Apanagen nur etwa V4 Million Taler.) 5. Dem Heerwesen wandte der König auch nach Beendigung der Kriege die eifrigste Fürsorge zu, so daß Preußen unter Friedrichs Regiment den Ruf der ersten Militärmacht Europas behauptete. (Abschaffung der Kompaniewirtschaft und Aufbesserung des Gehaltes der Hauptleute; Aufgeben des Rantonsystems und teilweise Rückkehr zur Rekrutierung durch Werbung im Auslande; Beurlaubung der Soldaten zur Tätigkeit im Erwerbs- leben — Freiwächter —; Erhaltung der Kriegstüchtigkeit durch Manöver; Einrichtung der Generalinspektionen; Reservierung der Dffiziersstellen für den Adel.) 6. Da Friedrich der Große die höchste Aufgabe eines Fürsten darin erblickte, die Untertanen in jeder, vor allem aber in materieller Beziehung zu beglücken, und da ihm die Macht eines Staates am besten gesichert erschien, wenn sie sich auf der Grundlage einer gesteigerten Kultur aufbaue, konzentrierte er seine Regierungstätigkeit besonders auf die Durchführung einer wohl- durchdachten Wirtschaftspolitik. a. Seinen außerordentlichen Bemühungen um die „Peuplierung" und die Kolonisation des teilweise arg verwüsteten Landes gelang es, die Bevölkerungsziffer seiner Provinzen ganz erheblich zu erhöhen. An Seelenzahl nahmen Preußens alte Provinzen unter Friedrichs Herrschaft mehr zu als unter der des Großen Kurfürsten und Friedrich Wilhelms I. zusammen. — Heranziehung fremder Kolonisten, Verbot des Abwanderns der Handwerksgesellen, Ansiedlung entlaffener Soldaten.
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