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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 161

1910 - Breslau : Dülfer
Kurze Charakteristik des Subjektivismus und seiner Folgeerscheinungen. 161 War es ein Vorurteil, das ihn diesen Weg führte? Oder nicht viel- mehr die unerhörte Tragik der Zeitstellung zwischen Individualismus und Subjektivismus, zwischen absolutistischem Hofleben und aufblühendem Bürger- tum? In der Schrift »Os la littérature allemande« liest man die Worte: »Wir werden unsere klassischen Autoren haben; jeder wird sie lesen wollen, um von ihnen zu gewinnen; unsere Nachbarn werden das Deutsche lernen, die Höfe werden es mit Vergnügen sprechen, und es wird dahin kommen, daß unsere Sprache, verfeinert und vervollkommnet, sich dank unserer guten Schrift- steller von einem Ende Europas zum andern verbreitet. Diese schönen Tage unserer Literatur sind noch nicht gekommen, aber sie nähern sich. Ich kündige sie euch an, sie werden erscheinen; ich werde sie nicht schauen, mein Alter versagt mir diese Hoffnung. Ich bin wie Moses: von ferne schaue ich das Gelobte Land, aber ich werde es nicht betreten.« Und so geschah's. Was Friedrich mit fast prophetischen Worten ver- kündigt hatte, trug sich zu, und sein heißgeliebter Staat führte mit den Mitteln jenes neuen Geisteslebens, dessen Anfänge der große König verabscheut hatte, die ihm von eben diesem König auferlegte Mission weiter, bis sie zu seiner Vorherrschaft in Deutschland und zur Einheit eines neuen Reiches geführt hat." Dritter Abschnitt. Geschichte Preußens unì) Deutschlands vom Tode Zriedrichs der Großen bis zum Ende der Zreiheitrkriege. § 14. Kurze Charakteristik des Subjektivismus und seiner Folgeerscheinungen auf dem Gebiete des staatlichen und politischen Lebens. I. Vorbemerkung. Nach der Auffassung Lamprechts vollzieht sich die geschichtliche Entwicklung der Völker nach ganz bestimmten, unabänderlichen Gesetzen inneren Werdens, denen gegenüber sich die Bedeutung äußerer Ereignisse und der Einstuß einzelner hervor- ragender Persönlichkeiten auf eine Hemmung bezw. Förderung des durch psychische Faktoren bedingten Entwicklungsprozesses beschränkt. „Nicht durch äußere Schicksale und die Eingriffe fremder Gewalten, sei es menschlicher oder natürlicher, erscheint das politische Geschick der Nation vornehmlichst und innerlichst bedingt, wie eine immer wieder vorgetragene Afterlehre behauptet, sondern durch sein eigentlichstes und innerlichstes seelisches Werden." Dem jeweiligen psychischen Entwicklungsstadium entspricht eine von ihm bedingte Kulturepoche, und der Wandel des seelischen Lebens wird somit auch von einer Aufeinanderfolge verschiedener Kulturzeitalter be- gleitet, deren besondere Eigentümlichkeiten in der Eigenart des psychischen Daseins und den Ergebnissen der geschichtlichen Entwicklung begründet liegen. „Wer wollte ablehnen, daß, gleichwie die Formen der natürlichen Lebewesen durch den Verlauf der geologischen Zeitalter hin bis zur Gegenwart durch die Linie einer bestimmten Ent- wicklung verknüpft sind, so auch durch den Verlauf der Kulturentwicklung des Menschengeschlechts schon infolge der Übertragung früherer Kulturen auf spätere Völker auf dem Wege ständiger Renaissancen und Rezeptionen eine große Linie zu- sammenhängender seelischer Entfaltung verlaufe?" Die einzelnen Epochen dieser seelischen Entwicklung unsers Volkes sind — von der Vorzeit abgesehen — das Zeit- alter des gebundenen Seelenlebens (Mittelalter), des Individualismus (z6.— J8. Jahr- hundert) und des Subjektivismus. Jeder dieser Phasen psychischer Entwicklung ent- Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil. 11
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