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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 166

1910 - Breslau : Dülfer
166 Vom Tode Friedrichs des Großen bis zum Ende der Freiheitskriege. aus: seine Ideale waren Selbstverwaltung und konstitutionelle Monarchie. Aber er hielt dabei als Ziel sür die praktische und inhaltliche Betätigung dieser neuen Formen vielfach die Ideale der Aufklärung fest, nur daß er sie prinzipieller faßte und möglichst stark ausweitete: Freiheit der wirtschaftlichen und geistigen Bewegung der Persönlichkeit war deshalb sein Ideal und Frei- heit darum des Eigentumserwerbs, der landwirtschaftlichen, industriellen und kommerziellen Berufe, Freiheit des Gewissens und der Meinungsäußerung so- wie Liquidation des alten Staates, soweit er dieser Freiheit entgegenstand. Waren dies die grundsätzlichen Zusammenhänge und Forderungen, so traten ihnen in dem konkreten Bilde der mannigfachen, auf dem Boden des politischen Klassizismus verlaufenden Strömungen doch sehr verschiedenartige Zusätze hinzu. Die Anfänge waren auch hier noch verhältnismäßig radikal; während die Entwicklung einer kräftigen Selbstverwaltung und eines auf ihr aufgebauten konstitutionellen Staatswesens notwendig zu starken staatlichen Eigenpersönlichkeiten und damit zu Staaten mit dem Bedürfnis der Macht- entfaltung auch nach außen hin führen muß, wollte Wilhelm von Humboldt, einer der frühesten Vertreter des politischen Klassizismus, in seinem Versuche, die Grenzen der staatlichen Wirksamkeit zu bestimmen, den Staat noch auf Funktionen beschränken, die kaum etwas anderes als das innere Staatsleben ins Auge faßten und auch auf diesem Gebiete wiederum dem Staate keine andere Rolle zuwiesen als die der ordnungstiftendeu, segensreichen Himmels- tochter, um die Umschreibung Schillers, die des Ruhe kündenden Nachtwächters, um die Charakteristik späterer Zeiten anzuwenden. Freilich: bald erhoben sich ganz andere Ideale, vorbereitet durch die Schriften Mösers, klar erkannt be- sonders von den Männern, denen die Wiedergeburt Preußens im ersten und zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts verdankt ward, vor allem vom Frei- herrn vom Stein. Es waren Ideale, die zum großen Teile im Anschluß an die geschichtliche Vergangenheit der Nation vor den Zeiten der Aufklärung entwickelt worden waren. . . . Ideale, die zeitig durch das Eindringen fremder Lehren, des Physiokratismus, des Jndustriesystems Adam Smiths, der Er- fahrungen und Errungenschaften der französischen Revolution an Klarheit und Zusammenhalt gewonnen hatten. Es war die Richtung des Klassizismus, die besonders fruchtbar wurde; aus ihr vor allem ist das Preußen der Jahre 1806 bis 1848 hervorgegangen, jenes Preußen neuer Freiheiten und ziemlich entfalteter Selbstverwaltung, auf das dann das Preußen der konstitutionellen Monarchie, das Preußen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgen konnte." (Lamprecht a. a. O. Ii. Ergänzgsbd.p) § 16. Der Niedergang Preußens unter Friedrich Wilhelm Ii. (Nach Hausier, Treitschke und Lamprecht.) Schon unter dem ersten Nachfolger Friedrichs des Großen begann in Preußen eine Periode vornehmlich inneren Verfalls, welche den gänzlichen Zusammenbruch des Staates vorbereitete. I. Nach dem Tode Friedrichs des Großen befand sich der preußische Staat in einer Lage, die eine völlige Neuordnung des *) *) Genaueres über die Ausgestaltung der subjektivistischen Kultur in Weltanschauung, Religion, Literatur und Kunst s. Lamprecht a. a. O. Viii. Bd. 1. und 2. Hälfte.
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