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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 173

1910 - Breslau : Dülfer
Der Niedergang Preußens unter Friedrich Wilhelm Ii. 173 mobilisierten Armee für die zerrütteten Finanzen des Staates nicht länger zu ertragen waren, bot der König dem Nachfolger Josephs Ii., Leopold Ii., die Kaiserkrone an, als dieser ihm mit nachgiebigen Erklärungen entgegenkam. \7yo schloß Preußen mit Österreich den Vertrag von Reichenbach auf Grund des „status quo“ ab, einen Frieden, von dem Leopold aufatmend urteilte: „Es ist der am wenigsten schlechte Friede, den wir schließen konnten." Die letzte günstige Gelegenheit, die gefährliche österreichische Nebenbuhlerschaft zu beseitigen und die heillose Wirrnis der Reichs- politik zu lichten, war für Preußen unwiederbringlich dahin. £. Dem Reichenbacher vertrage folgte der Sturz Hertzbergs, der doch wenigstens den stolzen Gedanken der gebliebenen Machtstellung Preußens festgehalten hatte. Sein gänzlich unfähiger Nachfolger Bifchoffswerder schloß \7y\, seine Be- fugnisse weit überschreitend, mit Leopold Ii. zu Wien einen Vertrag ab, nach welchem sich beide Mächte zur gegenseitigen Garantie ihrer Staatsgebiete verpflichteten, und das in einem Augenblicke, wo Preußen im Begriff war, nun dennoch den Krieg gegen Österreich zu eröffnen, das den Verpflichtungen des Reichenbacher Vertrages nicht nachgekommen war. 6. Durch die großen Landerwerbungen aus dem Beuteanteil der zweiten und dritten Teilung Polens wurde der preußische Staat zwar erheblich vergrößert, verlor jedoch seinen rein deutschen Charakter und wurde in seiner inneren Festigkeit bedenklich geschädigt; noch zweifelhafter wurde der Wert der polnischen Eroberungen dadurch, daß Preußen infolge seiner Beteiligung an dem Streit um die Trümmer des Polenreiches verhindert war, der von Frankreich drohenden Gefahr rechtzeitig energisch entgegenzutreten. «. Die zweite Teilung Polens. In Polen war J79j eine neue Verfassung angenommen worden, welche die alten Übelstände wenigstens zum Teil beseitigen sollte (Umwandlung des Staates in eine Lrbmonarchie, Aufhebung des liberum veto, Verbesserung des Rechtswesens). Preußen, das sich mit Polen gegen die Kaiserreiche verbündet hatte, schien die polnischen Reformbestrebungen unterstützen zu wollen. Bald aber bildete sich unter dem polnischen Adel eine Partei zur Aufrechterhaltung „der alten Freiheit" (Kon- föderation von Targowitz). Auch der König (poniatowski) trat dieser Konföderation bei und rief die Hilfe Rußlands an. Aus leicht begreiflichen Gründen stellte sich Katharina Ii. sofort auf die Seite der Konföderierten und ließ zu ihrem Schutze Truppen in Polen einrücken. Friedrich Wilhelm Ii. schloß sich dem Vorgehen Rußlands aus folgenden Gründen an: er wollte Rußland die polnische Beute nicht allein über- laffen, er fühlte sich dadurch bedroht, daß die Verbindung Sachsens und Polens durch Übertragung der erblichen Krone Polens an das sächsische Fürstenhaus dauernd gemacht werden sollte, und endlich veranlaßte ihn auch die Verbrüderung der polnischen Fort- schrittspartei mit den französischen Revolutionären dazu, im Bunde mit Rußland den „Mächten des Umsturzes" entgegenzutreten. Infolge der durch die Zügellosigkeit des Adels verschuldeten Uneinigkeit der polnischen Patrioten unterlag ihr tapferer Führer Kosciuszko den Russen j792 bei Dubienka; er und andere Häupter der Erhebung mußten ins Ausland flüchten. Auf dem Reichstag zu Grodno erzwangen die Sieger die Abtretung neuer Gebiete des Polenreiches unter dem Vorwände, die Grenzen dieses revolutionären Staates im Interesse der eigenen Sicherheit einschränken zu müssen. Preußen erhielt Danzig, Thorn und die Woiwodschaften Posen, Gnesen und Kalisch (über jooo Lpuadratmeilen). ß. Die dritte Teilung Polens. Das übermütige und herausfordernde Auftreten des russischen Gesandten (Igelström) veranlaßte 1794 einen Aufstand der Polen, an dessen Spitze der zurück- gekehrte Kosciuszko stand und der mit einer Niedermetzelung der in Warschau an- wesenden Russen begann. Alsbald rückte ein preußisches Heer ein, das Kosciuszko zwar eine Niederlage beibrachte, Warschau aber nicht zu erobern vermochte. Erst
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