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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 243

1910 - Breslau : Dülfer
Preußen unter dem Drucke der Fremdherrschaft. 243 auf den Schlachtfeldern der großen Kriegsjahre errang sein Volk sich nicht bloß Ruhm, sondern mehr: zuchtvolle, auf Rechte und Pflichten hin gleich abgewogene Freiheit." (Lamprecht.)ft § 21. Preußen unter dem Drucke der Fremdherrschaft- die ersten, noch vergeblichen versuche einer Erhebung des deutschen Volkes und der Höhepunkt der Napoleonischen Weltmacht. I. Preußen unter dem Drucke der Fremdherrschaft. Infolge der gänzlichen finanziellen Erschöpfung und des Widerstandes, dem die Fortführung der Reformgesetzgebung be- gegnete, geriet der preußische Staat nach dem Frieden von Tilsit in eine schwere innere Krisis. 1. Die ungeheuren Verluste des unglücklichen Krieges und die schonungs- losen Erpressungen des gewalttätigen Siegers stürzten den preußischen Staat in einen vollständigen finanziellen Ruin. Der Krieg hatte Preußen die schwersten materiellen Opfer auferlegt; es hatte seine Armee verloren, der rücksichtslose Kaufmannsneid der Engländer hatte den preußischen Seehandel zerstört, die Staatskassen waren zum großen Teil in die Hände der Feinde geraten, und mehr als ein Drittel der Staats- einnahmen war durch die Landabtretungen verloren gegangen; der Staatskredit lag infolgedessen so danieder, daß eine Anleihe von einer Million Taler in drei Jahren noch nicht vergriffen war. Der Bevölkerung mußten so hohe Steuern auferlegt werden, daß in vielen Haushalten bettelhaftes Elend herrschte und selbst der Mittelstand die Preise für die gewohnten Genußmittel nicht mehr erschwingen konnte. 2. Da der Leichtsinn der preußischen Unterhändler es beim Abschlüsse des Friedens versäumt hatte (s. § 19, Iii), die Höhe der zu zahlenden Kriegsentschädigung sestzusetzen, sah sich der wehrlose Staat noch auf Jahre hinaus der Willkür des Siegers ausgeliefert. a. Bis zur Abtragung der Kriegskosten blieb ein französisches Heer von mehr als 160 000 Mann in dem okkupierten Preußen stehen, und die französische Generalintendantur (Daru) hauste auch nach dem Abschluß des Friedens wie in Feindesland. „Die Lasten und Ansprüche steigerten sich mit jeder Stunde, und es ward immer offenbarer, daß es im Plane des erbarmungs- losen Siegers lag, dem überwundenen Staate alle selbständige Lebenskraft zu entziehen und jede Hoffnung frischen Aufatmens zu zerstören." Die Ab- machungen des Friedens wurden nicht beachtet; die Schenkungen, die Napoleon aus preußischem Staatsgut seinen Marschällen überwiesen hatte, blieben bestehen, obwohl sie der Friedensschluß nicht anerkannt hatte; Neuschlesien, das nach den Bestimmungen des Friedens nicht annektiert worden war, mußte noch nachträglich an das Herzogtum Warschau abgetreten werden, ebenso ein Gebiet im Umkreise von zwei Meilen um Danzig. Um die endliche Befreiung des Landes von den französischen Besatzungs- truppen zu erlangen, trat Friedrich Wilhelm Iii. mit Napoleon über die Höhe * 2 x) Genaueres über die Reformen in Preußen bei Häusser a. a. O. Iii. Bd.: Treitschke a. a. O. I. Bd.; Lamprecht a. a. O. Ix. Bd. 2) Ein keineswegs reicher Kaufmann in Stettin mußte binnen einem Jahre für Einquartierung und Kontribution mehr als 15000 Taler zahlen. 16*
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