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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 123

1909 - Breslau : Dülfer
Das Rittertum. 123 c. Das hchste Ideal des Ritters aber war die Frauen liebe. Die Minne ist das belebende Element der Zeit, sie steht im Mittelpunkt des Schicksals der hheren sozialen Schichten; sie erst gibt dem geistigen Leben ganzen Inhalt, volle Frbung, einzigen Charakter." (Lamprecht.) Das Ideal der ritterlichen Frauenliebe ist vermutlich schon frh (im 11. Jahrhundert) in Deutschland entstanden. Zunchst freilich erschien das Weib dem Ritter nur als Gegenstand sinnlichen Begehrens, als Aus-lserin der Minne". Auf einer zweiten, hheren Stnfe ritterlicher Frauenliebe steht die Frau nicht mehr als gleichgeordnete Genossin neben dem Manne, sondern als seine Herrin der ihm. Eben diese Stufe ist bezeichnend fr die Blte der ritterlichen Gesellschaft; ihr entwchst jene reflektierte, entsagende, schlielich der Selbstironie zuneigende Stimmung, jener bla aristokratische Ton, der das Rittertum seit den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts zu kennzeichnen beginnt; mit ihrem Eintritt erstehen die zierlichen und oft gezierten Formen hfisch-konventionellen Umgangs." (Lamprecht.) 4. Noch ehe sich die ritterlichen Standesideale in Deutschland in rein nationaler Eigenart entfalten konnten, erhielt das Rittertum durch Auf-nhme der schon viel weiter ausgebildeten Formen des franzsischen Ritter-lebens einen kosmopolitischen Charakter. Zum ersten Male brachten die Kreuzzge die volle Anschauung des romanischen Ritterideals nach Deutsch-land, und im Verkehr mit den Standesgenossen aller abendlndischen Nationen gewann auch das deutsche Rittertum jenen kosmopolitischen Zug, der die nationale Eigenart zum Teil verschwinden lie hinter dem weltbrgerlichen Charakter der ritterlichen Standesehre. Vor allem aber drang der franzsische Einflu von den Niederlanden ans in Deutschland ein, und es handelt sich hierbei nicht blo um vereinzelte persnliche Beziehungen, sondern um die volle Ausnahme des hfischen und ritterlichen Ideals der Franzosen". Die Sportssprache aller ritterlichen bungen wird französisch", ebenso die Neimen der Kleidung, der Tnze, ja die Bezeichnung des neuen Ge-sellschaststreibens selbst im Gegensatz zu dem alten Leben des land-bauenden Adels wird dem Franzsischen entnommen; h visch und trperlich sind nur bersetzungen der lngst ausgeprgten Begriffe courtois und vilain. . . . Vielleicht trug auch die Hhe ritterlichen Frauendienstes wesentlich franzsische Formen." (Lamprecht.) (Die berspanntheit der Gemter, die Romantik der Gefahren und Abenteuer, der sinnliche Zug in der Minne.) Ii. ver Charakter der ritterlichen Gesellschaft zu ihrer Bltezeit. 1. Die Verehrung der Frau entwickelte sich zum Kultus einer Halb-gttin". Selten gewhrte die von ihrem Ritter besungene Herrin dem Schmachtenden die Aussicht des Genusses ihrer Minne; es erschien vielen schon genug, ein freundliches Wort aus holdem Munde" zu hren. Diese Haltung des Ritters fhrte zur raffiniertesten verstandesmigen Zergliederung der Liebesempfindungen, zur Scholastik der Minne". 2. Der neuen Stimmung entsprach alsbald ein neuer Kodex des ge-sellschastlichen Lebens und bei ernsteren Naturen vielfach auch des sitt-liehen Daseins. Er mute bei der Geschraubtheit der gesellschaftlichen
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