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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 230

1909 - Breslau : Dülfer
230 Deutsche Geschichte in der Reformationszeit bis zum Dreiigjhrigen Kriege. kavier, Lainez, Salmeron, Bobadilla), sie denselben Entwicklungsgang wie den eigenen durchmachen lie und zum unbedingtesten Gehorsam im Dienst der Kirche verpflichtete, wurde er der Stifter des Kriegsfhnleins Jesu", des Jesuitenordens, dessen Statuten 1540 vom Papste anerkannt wurden. Durch geistliche Exerzitien, Askese, Geielung und systematische Gewissensleitung wurde in den Novizen planmig mit allen Mitteln sdlich erregter Vorstellungskraft, allen Werkzeugen erprobter mittelalterlicher Frmmigkeit" eine religise Stimmung angefacht, die Loyola auf die Kirche bezog, in wild entfesselte Energie umgo und sie in diesem Sinne, einen unwider-stehlichen Strom weltvergessener Begeisterung und Tatkraft, der einen Kirche dienstbar machte". (Samprecht.) 2. Die Organisation des rbens mar eine streng monarchische, ja absolutistische. Der General allein durfte eine Meinung haben und allen befehlen, obgleich auch er durch die nicht von ihm ernannten Assistenten fortwhrend beaufsichtigt war. Die Mitglieder der Gesellschaft waren in mehrere konzentrische Ringe geordnet, um in immer hherer Reinheit Gott nach dem Munde feines Vertreters, des Generals, zu dienen" (Professen, Koadjutoren, Novizen). Der handelnde Jesuit gehrte niemals sich selbst an. Hatte er von vornherein sein Vaterland und die Sprache seiner Kindheit vergessen, hatte er Eltern und Geschwister verleugnet und verzichtete auf Ehre und Besitz, so fand er im (Drden nicht einmal den freien dem der Freundschaft wieder. Willenlos, wehrlos, siel er nur dem Ideal der Gefellschaft anheim; fein Denken, fein Tun, fein Lieben gehrte nur ihr. Und Einrichtungen mechanischen Zwanges sorgten dafr, da er in diesem Zustande verharre. Schritt fr Schritt, Stunde fr Stunde fah er sich beaufsichtigt, all fein Handeln und Sinnen lag offen vor dem Auge einer allgegenwrtigen Denunziation, deren Ausbung Pflicht war; nicht vor dem Verhltnis des Freundes zum Freunde, nicht vor den Beziehungen des Lehrers zum Schler machte die Delationspflicht halt." (Lamprecht.) Solche mittelalterliche Gebundenheit der Persnlichkeit richtete sich geradezu gegen das Recht des Individuums; es war ein vom Standpunkte individualistischer Sittenbegriffe aus zweifelsohne unmoralisches Ziel;, es war von diesem Standpunkte aus schlimmer als krperlicher Totschlag, es war geistiger Mord". (Lamprecht.) 3. Zu entsetzlicher Unmoral entwickelten sich auch die sittlichen Grundstze des rbens. In der Praxis des Lebens blieb das persnliche Handeln des einzelnen unter allen Umftnben an frembe Einwirkung (die des bereu) gebunden und bestand mithin nur in einer Anzahl in sich unzusammenhngender Handlungsflle." (famprecht.) Ein sittliches Bewutsein durfte der Jesuit nicht besitzen, denn fr ihn war nur die Kasuistik obrigkeitlicher Vorschriften magebend. Die schlimmste Wendung aber nahm die Entwicklung des Moralbegriffes, als der rden den schon frher zum Teil entwickelten probabilismus zum obersten sittlichen Grundstze machte, die Ansicht, da pflichten und Handlungen nicht nach ihrem absoluten sittlichen Gehalte, sonbern nach ueren Umstnden zu beurteilen seien. Sittlich war und ist demnach dem Jesuiten nur das, was die Ziele des rdens und der Kirche frdert, auch dann, wenn es fonft allen sittlichen Ideen Hohn spricht. Nie frwahr hat der Menfchengeist ein ihm gefhrlicheres Institut geschaffen, und nie hat ein Kind mit fo rcksichtsloser Entschlossenheit feinem Vater nach dem Leben gestrebt wie dieses." (Scherr.) Die ersten Zeiten des rdens waren allerdings immerhin noch freier von den spter unvermeidlichen Folgen jener Prinzipien, die aus den groen Erlebnissen des heiligen Ignatius entwickelt waren; sie waren im ganzen ein reiner, lebendigster Ausdruck neuer katholischer Frmmigkeit, und jedenfalls be-wiesen sie, da die alte Kirche noch lebe". (Lamprecht.)1) :) Genaueres der den Jesuitenorden bei Lamprecht a. a. O. V. Bd. 2. Hlfte; Ranke, Geschichte des Papsttums. I. Bd.; Bhmer, Die Jesuiten.
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