Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 305

1896 - Leipzig : Dürr
305 Ich habe keine Zeit, mde zu sein!" So sprach Kaiser Wilhelm als Christ. Er war durchdrungen von der berzeugung, da Gottes Gnade ihn zu seiner erhabenen Wrde berufen habe; er war durchdrungen von der Erkenntnis, da nur Gottes Gnade ihm die Kraft verleihe, seinen hohen Pflichten gerecht zu werden; er war durch-druugen von dem Bewutsein, da er Gott dem Herrn Rechenschaft abzulegen habe fr sein Wirken und Walten hier auf Erden. Diese seine Gesinnung gipfelt in dem Ausspruch, den er zu thuu pflegte: Gott allein die Ehre!" So wurde er nicht mde, in der Furcht vor Gott sein Leben zu heiligen; er wurde nicht mde, in der Demut vor Gott sich selbst zu bekmpfen; er wurde nicht mde, in dem Vertrauen auf Gott den beln dieser Welt entgegenzutreten; er wurde nicht mde, in der Liebe zu Gott den leidenden Mitmenschen ein Helfer und Retter zu sein. Ich habe keine Zeit, mde zu sein!" Dieses Wort ist darnach angethan, Kaiser Wilhelms schlichte Gre zu kennzeichnen, in welcher seine Entschlsse und Thaten wurzeln. Diese seine Thateu erwarben ihm die Liebe seines Volkes und die Bewunderung der Welt. Und so stand er so einzig da in seinem Volke, so einzig im Laufe der Zeiten. Ebenso kennzeichnend und bedeutungsvoll, ebenso bewnnderungs-wert und unvergelich ist das Wort, welches Kaiser Friedrich noch als Kronprinz an seinen erstgebornen Sohn richtete: Lerne leiden ohne zu klagen!" Frwahr! Kaiser Friedrich hatte es gelernt zu leiden ohne zu klagen. Wie oft stand er als Feldherr an dem Lager, auf welchem ein todwunder Krieger gebettet war; wie oft stand er dabei, wenn fern von der Heimat im fremden Lande die gefallenen Helden in die khle Erde gesenkt wurden zur letzten Ruhe. Fremdes Leid wurde sein eignes Leid. Das thrnenseuchte Auge verriet wohl den Schmerz, der ihn durchzuckte: aber er litt ohne zu klagen. Zwei-mal entri ihm der Tod einen vielversprechenden Sohn; das eine Mal duldete es die Pflicht, die ihn beim Heere in Feindesland hielt, nicht, da er auf die letzten Atemzge des Kindes lauschte, da er das brechende Auge des Lieblings schlo. Wie schwer mag da das Weh auf dem Vaterherzen gelastet haben. Er aber litt ohne zu klagen. Und als verruchte Mrderhand sich ausstreckte nach dem geheiligten Leben des Vaters, als alles ob des unsagbaren Frevels aufschrie in Schmerz zugleich und in Zorn, da litt er, der Sohn und der Erbe des Thrones, unendlich mehr als jeder andere: aber er litt ohne zu klagen. Und als die tckische Krankheit ihn befiel und ihm unsgliche Schmerzen bereitete, als sich ihm das Bewut- Freundgen, Beitrge zum Unterricht in der Geschichte. 20
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer