Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte - S. 60

1904 - Leipzig : Dürr
60 zu fassen, falls sie sich nur im brigen ... der Gunst der Umstnbe zu erfreuen hatten. Dies ist nun keineswegs nach allen Seiten der Fall gewesen, und mit schwerster Ungunst hat vornehmlich das Verhltnis zu den Griechen auf den Franken gelastet. Wir haben genugsam gesehen, welche Hinbernisse die imperialistische Tenbenz der 5lomnenen* den Fortschritten der Kreuzesfahne bereitet hat nnb wie verhngnisvoll bieselbe fr Jerusalem wie fr Konstantinopel geworben ist. Es liegt daher nahe, die griechische Politik im Zeitalter der Kreuzzge als die zweite Hauptursache fr den Zusammen-bruch der christlichen Herrschaft im Morgenlande geltenb zu machen. Fast vom Anfange des ersten Kreuzzuges an besehbeten sich aber zu eigenem, grten Nachteile auch die Franken untereinanber. Hier haben die Normannen und die Provenzalen den Reigen erffnet. Gefolgt sinb ihnen bic Könige Jerusalems, die Fürsten von Antiochien, die Grafen von Ebessa und Tripolis, die Meister der Templer und Hospitaliter, fast alle Groen der Kreuzfahrerstaaten. Vom Abenblanbe her haben die Eifersucht der Geuueser und Venetianer, der Haber der Deutschen, Franzosen und Englnder, vor allem aber bte theoretische Richtung der rmischen Kurie verberblich in das Geschick der syrischen Kolonien eingegriffen. Die Ppste des breizehnten Jahrhunderts haben sich an ihrem eigenen Geschpfe, dem Reiche Jerusalem, durch ihre ungebnbigte Herrschsucht in schlimmster Weise versnbigt. Die vielgestaltige Zwietracht mithin, die Papsttum und Kaisertum, Fürsten und Völker des frn-tischen Erbkreises whrenb des Kreuzzugszeitalters gegeneinanber in Waffen brachte, mu als dritte Ursache fr den traurigen Ausgang des heiligen Krieges bezeichnet werden. An die Politik reiht sich die Moral. Denn schon jene Zwietracht unter den Franken ruhte wenigstens in vielen Fllen ans moralischer Verkehrtheit. Auerdem haben sich die Pilger oft genug zu schlechten Streichen jeder Art hinreien lassen, und den Bewohnern der Kreuzfahrerstaaten ist keine Schurkerei, Wollust und Gotteslsterung fremd geblieben. Indessen darf dieser Sittenlosigkeit, ein so groes bel sie auch war, doch kein bertriebenes Ge-wicht beigelegt werden, und man darf nicht, tote wohl manchmal geschieht, behaupten, da die Verberbtheit der syrischen Franken fr sich allein schon hinreiche, um das Scheitern des Kampfes gegen den Islam zu erklären. Denn wir wissen zwar von einer Menge schmhlicher Handlungen, bereit sich viele einzelne in Jerusalem, Tripolis und Antiochien schuldig gemacht haben, wir besitzen aber beshalb noch kein Recht, ein allgemeines Verbammungsurteil der das ganze Volk schlechthin zu fllen, nnb wir mssen uns um so mehr vor einem solchen Urteile hten, weil unsere Quellenschriften nach mittelalterlich morali-fterenber Anschauung jebeu Unfall, von dem bte Christen betroffen werden, als eine Strafe fr die Snden berselben ansehen. Peccatis exigentibus" erleiben bte Franken Nieberlagen, und somit erscheinen sie snbhaster, als sie in Wahrheit gewesen sinb. der jeben Zweifel erhaben ist die Tatsache, da bis zum Falle Akkons in den syrischen Stdten trotz aller Ruchlosigkeit ein-zelner sowohl in brgerlicher Friebeusarbeit wie in tapferer Fhrung der Waffen Hervorragenbes geleistet werben ist, imb es ist beshalb unstatthaft, der morgenlnbischen Christenheit wegen ihrer Verberbtheit gleichsam bte Daseinsberechtigung von vornherein abzusprechen. Den sittlichen Verfehlungen, bereit sich die Franken zu ihrem Unheile schulbig gemacht haben, ist ohne Zweifel Genge geschehen, wenn sie hier erst in vierter und letzter Stelle,immerhin aber als eine der Hauptursachen fr das Milingen der Kreuzzge angefhrt werden.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer