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1. Geschichte - S. 61

1904 - Leipzig : Dürr
61 Fassen wir das Gesagte kurz zusammen und beachten wir dabei die chrono-logische Folge, in der diese Hauptursachen" im groen Trauerspiel der Kreuz-zge vornehmlich zur Geltung gekommen sind, so zeigt sich folgendes Ergebnis. Gewaltige Menschenmassen ziehen gen Osten, allenfalls stark genug, um weite Lnder sich dauernd anzueignen. Aber die Verkehrtheiten des asketischen Dranges, die Beschwerden der Mrsche, die Schwerter der Feinde veranlassen ungeheure Verluste. Trotzdem bleiben noch einige Hoffnungen des Gelingens brig, und erst nachdem die Kraft der Franken im schlimmsten Gedrnge zwischen Seldschnken und Griechen fast aufgerieben ist, wird die Aussicht in die Zukunft vollends trostlos. Erst von nun an, da gleichsam keine groe Lebens-ansgabe mehr zu lsen ist, schdigt die sittliche Ungebundenheit der Kreuz-sahrer, an der es auch vorher nicht fehlte, das gemeine Wesen in hherem Grade, und zugleich wirken die Parteiungen im Abendlande, vor allem der Kampf zwischen Kirche und Kaisertum verhngnisvoll auf die syrischen Kolonien hinber. Danach erliegen auf der syrischen Kste in verzweifeltem Ringen die letzten Verteidiger des Kreuzes. Das Abendland schickt ihnen keine Unter-Sttzung mehr, denn der asketische Drang ist erloschen, groenteils aus denselben Ursachen, die den Sturz der Kreuzfahrerstaaten herbeigefhrt haben. Man ist in Europa emprt der die Zuchtlosigkeit, der sich die Streiter Christi im Morgenlande schuldig machen, und man verlangt nach Befreiung von den Fesseln, in welche die Kirche den Geist der Völker geschlagen hat. Unter allen Mitteln, welche die Kirche verwendete, um ihre Theokratie zu vollenden, hat vielleicht nichts anderes ihr selber schlielich so empfindlich geschadet, als der Mibrauch der Kreuzpredigt, durch den sie die Gemter vom heiligen Grabe so gut wie vom rmischen Stuhle abgelenkt hat. Wie anders htte die Kreuzzugsvlkerwanderung sich entwickeln knnen, wenn die Ursachen des Mierfolges nicht allzu zahlreich gewesen wren! Denkt man sich nur die eine oder die andere derselben hinweg, so erscheint nahe-liegend, da Syrien ein mchtiges Frankenland, und Kleinasien das feste Boll-werk des Griechenreiches geworden wren. Der Nordrand Afrikas, abgeschnitten von dem muselmnnischen Asien, htte alsdann der erstarkten Christenheit gegen-ber sich schwerlich in feindlicher Selbstndigkeit erhalten knnen; fast das ganze Gebiet der hellenistischen, wir drfen sagen, der abendlndischen Kultur wre fr diese wieder gewonnen worden. Statt dessen erfolgte die Vernichtung der syrischen Kolonien. Seitdem haben Mongolen, Mamluken und Osmanen mit steigendem Erfolge daran gearbeitet, die herrlichen Lande Vorderasiens und Nordafrikas in Elend und Barbarei zu versenken. Der Anbau des Landes zieht sich Schritt um Schritt in engere Grenzen zurck, die Hochflchen ver-dorren, die Ortschaften zerfallen und das Volk verkommt. Von Asien aus-gehend haben die Osmanen den europischen Provinzen des griechischen Reiches und den Lndern an der unteren Donau dasselbe jammervolle Schicksal bereitet: mit Mhe ist ihrem Vordringen an den Grenzen Deutschlands endlich ein Ziel gesetzt worden. Danach erscheinen un) die Kreuzzge als ein ebenso gewaltiger wie durchaus milingender Angriffssto des Abendlandes gegen die seit vielen Jahr-Hunderten im ganzen und groen siegreich sich erweiternde Welt des Morgen-landes. Der Niederlage der Christen reihen sich die triumphierendsten Erfolge des Islams an. Mit Ausnahme der pyrenifchen Halbinsel dehnt sich aller-^aus. Gegen Ende des Mittelalters ist nur noch die westliche vaer0^' un^ au$ ist schon schwer bedroht, die Freisttte christ-
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