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1. Geschichte - S. 140

1904 - Leipzig : Dürr
140 des beginnenden Massenelends. An dem allgemeinen Aufschwnge der Volks-Wirtschaft nahm auch das Kleingewerbe teil. Doch nur die Zahl der Gehilfen wuchs betrchtlich, die der Meister wenig; ein selbstndiges Geschft zu behaupten ward bei dem verschrften Wettbewerbe immer schwieriger. Die Kleingewerbe der Seifensieder, der Gerber, der Tpfer, der Handschuhmacher gingen schon zurck, weil sie den Kampf mit den groen Fabriken nicht aushalten konnten. Die Berliner Stadtverordneten klagten, da die Kosten ihrer Armenverwaltung in den Jahren 1821 bis 1838 von 104 000 auf fast 374 000 Taler, weit schneller als die Bevlkerung, gestiegen seien. Whrend die hheren Stnde den rm-lichen Gewohnheiten der Kriegsjahre nach und nach entwuchsen, lebte der kleine Mann kaum besser denn zuvor; in vielen groen Stdten nahm die Fleischver-zehrung durchschnittlich ab. Das Wachstum der Städte verhalf manchem Hausbesitzer pltzlich zum Reichtum, doch die Mieten, vornehmlich der kleinen Woh-nungen, wurden unerschwinglich. Groen Talenten wie Borsig erffnete die junge Groindustrie eine glnzende Laufbahn; der Durchschnitt der Arbeiter aber befand sich in hilfloser Lage. Der neue Stand der Fabrikanten, der sich soeben erst selbst seine Stellung in der aristokratischen alten Gesellschaft erobert hatte, gebrauchte seine Macht noch mit der ganzen Rcksichtslosigkeit des Empor-kmmlings. Es waren die Tage, da die englischen Fabrikanten sich in ihren Versammlungen gegen ihre Arbeiter geradezu verschworen, einen hchsten Satz fr den Arbeitslohn, einen niedersten fr den Preis der Waren untereinander verabredeten. Das Elend der Arbeiter galt fr ein unwandelbares Naturgesetz, von Pflichten der Arbeitgeber war kann: die Rede. Auch die Staatsgewalt, die in Preußen so oft schon durch ihre zwingende Gerechtigkeit soziale Miverhltnisse ausgeglichen hatte, beachtete diese neuen Zustnde noch wenig; denn berall lebt der Staat langsamer als die Gesell-schast, er vermag ihren Wandlungen nur zu folgen. Was die Regierung durch ihre Schutzzlle, ihre technischen Lehranstalten, durch die Darlehen der Bank und der Seehandlung fr den Gewerbflei tat, kam unmittelbar fast allein den Unternehmern zugute. Zumal die Not der Hausindustrie in den Hunger-gebirgen Mitteldeutschlands blieb den Blicken der Behrden noch beinah ganz verborgen. Dort war das Elend schon sehr groß, tausende fleiiger Menschen litten unter den unberechenbaren Preisschwankungen des Weltmarktes; in den armen Weberdrfern am Landeshuter Kamme lie sich schon bemerken, wie die durchschnittliche Lebensdauer von Jahrzehnt zu Jahrzehnt abnahm. Alle diese sozialen Gefahren waren erst im Werden. Doch unverkennbar nahte die Zeit heran, da die arbeitenden Massen durch den Druck unverschuldeter Not zum Selbstbewutsein erwachen, ganz neue Ansprche an Staat und Gesellschaft erheben muten. 30. Friedrich Wilhelm Iii. Heinrich von Treitschke. Nur au dem Schicksal langlebiger Männer kann das befangene Urteil der Menschen zuweilen deutlich erkennen, da dem Sterblichen wird, was er verdient, und selten hat sich das Walten der gttlichen Gerechtigkeit so ver-nehmlich offenbart wie in dem Leben König Friedrich Wilhelms in. Als ein Friedensfrst hatte er einst seine Laufbahn angetreten. In den Bekennt-nissen, die er als Kronprinz niederschrieb, sagte er einfach: Das grte Glck eines Landes besteht zuverlssig in einem sortdauernden Frieden," und ob-
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