1904 -
Leipzig
: Dürr
- Hrsg.: Hering, Wilhelm
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Lehrerseminar
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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~ ^mknege 1870/71 gehrte der Groe Generalftab zum Hauptquartier Sr. Mmestat, dem er taglich Bericht erstattete, wenn nicht besondere oder dringende Umstnde noch weiteres erforderten. An der Spitze des Groen Generalstabes stand der General der Infanterie v. Moltke. Die Groartig-reit ferne, alle Verhltnisse umfassenden, jedem Kleinlichen abgeneigten Geistes, fne ungewhnlichen Kenntnisse, sein klarer, genialer, militrischer Blick, das schnelle und khne Entwerfen seiner Plne, die Wucht in deren Durchfhrung 7~ und dabei die Liebenswrdigkeit und Heiterkeit seines Wesens, die Ein-fachheit und Bedrfnislosigkeit in jeglichem, was seine eigene Person betraf, dies alles bte einen tiefen, geradezu bestimmenden Einflu auf seine ganze Um-gebung aus machte den Groen Generalstab gewissermaen zu einem Gefe feines Geistes, ^n naturgemer Verehrung und Anhnglichkeit blickten seine Untergebenen ^u ihm empor, wie eine Gemeinde zu einem ehrwrdigen Patriarchen. Moltke war ein klassischer Charakter".
Ihm zur Seite wirkte der Generalquartiermeister der Armee, General-leutnant v. Podbielski. Eine gewisse Bestimmtheit seines Auftretens lie ihn ^entstehenden leicht etwas schroff erscheinen. Doch bald konnte man sich uberzeugen da dieser Mann mit seinem scharfen Verstnde, mit seinem energischen Willen ein echt deutsches Herz im Busen trage. Von ritterlicher Gesinnung, voll idealer Auffassung seiner Pflichten und treuer kameradschaftlicher Hingebung hat er um das Zusammenhalten und um den frischen Zug im Groen Generalstabe sich ein wesentliches Verdienst erworben. Moltke konnte keinen treueren und tchtigeren Gehilfen haben.
Die drei Abteilungschefs waren Oberstleutnant v. Bronsart fr den operativen Teil, Oberstleutnant v. Brandenstein fr die Transport- und Etappenangelegenheiten, und Oberstleutnant o. Verdq* fr alles die franzsische Armee Betreffende, also namentlich auch fr das geheime Nachrichtenwesen. Daneben hatte jeder noch mehrfach andere Wirkungskreise. Eine gnstige Fgung hatte gewollt, da diese drei Männer seit ihren Kinderjahren aus dem Kadettenkorps her befreundet waren. Bei regem Meinungsaustausche und vielfachen nahen Amtsbeziehungen war ihre Durchbildung auf dem Gebiete der Truppenfhrung eine so gleichmige geworden, wie man sie wohl selten bei drei verschiedenen Menschen wiederfindet. Dies kam dem gemeinschaftlichen Dienstbetnebe sehr zu statten. Beim Niederschreiben eines Erlasses konnte einer aufhren, der andere es ohne weiteres fortsetzen und das Ganze erschien doch aus einem Gusse.
Auch die brigen Mitglieder des Generalstabes verbanden vielfach Be-rhrungen aus frherer Zeit und und so gestalteten sich die dienstlichen und kameradschaftlichen Verhltnisse derart trefflich, da während des ganzen Feld-zuges nie em Miton zu Tage getreten ist. Der Stab bestand aus einem Kreise von Freunden, von denen jeder bestrebt war, das Beste an seinem Platze zu leisten, jeder aber auch dem anderen das Beste gnnte. Diese schwerwiegende Tatsache, die nicht hemmte, sondern die Gesamtkrast auf ein gemeinsames Ziel lenkte, beruhte vorwiegend auf dem Zauber der Moltkefchen Persnlichkeit, dessen Geistesberlegenheit Rivalitten ausschlo. Seine Pflicht-treue, seine strenge Sachlichkeit, die wrdevolle, vornehme Ruhe, welche ihn auch unter den schwierigsten Verhltnissen keinen Augenblick verlie, die Gte, die nie auch nur ein ungeduldiges Wort der seine Lippen kommen lie, wirkten mchtig auf alle, die ihm nher standen. So herrschte im General-stabe ein ungezwungener heiterer, geistig anregender Ton, gefrdert durch die fast immer glcklichen Kriegslagen. Moltke vergab sich gar nichts, wenn er