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1. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 53

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
53 Zur Grndung eines dauernden geordneten Reiches war weder der leidenschaftliche Attila noch sein rohes Volk geeignet; der Tod Attilas machte auch seinem Reiche ein Ende. Als der Gepidenknig Ardauch die Shne Attila's geschlagen hatte, erhoben sich alle besiegten Völker zum Aufstande. In einem derselben wurde Ellak, dem der Vater die Herrschast der die Brder bertragen hatte, getdtet; die brigen Shne wurden mit den Hunnen in die Steppen am schwarzen Meere zurckgedrngt. In Ungarn wohnten nun diegepiden, die Ostgothen,Rugier, Heruler und Longobarden. Ein hchst getreues Bild von dem Hoflager, von den Sitten und von dem haus-lichen Leben des groen Hunnenknigs Attila entwirft uns der Grieche Priscus, welcher im Jahre 446 mit einer ostrmischen Gesandtschaft zu Attila ging. Indem wir das rein Politische des klar und anschaulich geschriebenen Berichtes bergehen, heben wir einige Stellen hervor, die nur culturhistorisches Interesse bieten. *) Wir berschritten einige Flsse und kamen nach einem groen Dorfe, in welchem stattlichere Huser des Attila waren als anderswo. Sie waren aus Balken und schn geglttetem Tafelwerk gefgt und durch einen hlzernen Zaun geschlossen, der nicht zur Sicherheit, sondern zum Schmuck verfertigt war. Nicht weit von der Umfriedigung war ein Bad, welches aus Steinen gebaut war. Der Baumeister des Bades war als Kriegsgefangener von Sirmium herzugebracht. Als Attila in dieses Dorf einzog, empfingen ihn die Mdchen. Sie zogen in Reihen vor ihm her unter feinen, weien Schleiern, welche sie hoch ausgebreitet hielten, so da unter jedem Schleier sieben und mehr Mdchen schritten. Es waren aber viele solcher Frauenreihen unter den Schleiern, und sie sangen skythische Gesnge. Da man nahe an die Huser des Onegis gekommen war, trat die Gemahlin des Onegis daraus hervor mit vielen Mgden, von denen die einen Zukost, andere Wein trugen, sie huldigte dem Attila und bat ihn anzunehmen, was sie ihm aus gutem Herzen darbiete. Er aber, huldvoll gegen die Gattin eines vertrauten Mannes, a auf dem Pferde sitzend, indem sein Barbarengefolge die Tafel, welche von Silber war, in die Hhe hielt. Er kostete auch von dem Becher, der ihm entgegengehalten wurde, und zog dann in das Knigsschlo, welches die anderen Huser berragte und auf einer hohen Stelle lag. Am folgenden Tage ging ich in die Umfriedigung des Attila und brachte seiner Gattin Geschenke. Kerka war ihr Name, und Attila hatte von ihr drei Shne. Innerhalb der Umfriedigung aber waren viele Gebude theils aus geschnitztem und zierlich gefgtem Tafelwerk, andere aber aus gegltteten Balken, die aufrecht in Entfernungen aus einander gestellt waren, und bekrnt mit geschweiftem zusammenschwingendem Holzwerk. Diese Bgen fingen am Boden an und reichten bis zu miger Hhe, dort wohnte die Gattin des Attila. Ich erhielt durch die Barbaren an der Thr Einla und traf sie auf weichem Lager liegend; der Boden aber war mit wollenen Teppichen bedeckt, so da man auf diesen ging. Um sie standen eine Menge Dienerinnen im Kreise, und Dienerinnen saen auf dem Boden ihr gegenber und stickten bunte Farben in seine Leinwand, welche zum Schmuck den Barbarenkleidern aufgesetzt wird. Ich trat heran, begrte sie und gab die Geschenke. Darauf wurden wir von Attila zum Mahle geladen. Wir beobachteten die rechte Zeit, und zum Mahle gerufen, traten wir ein und standen auf der Schwelle dem Attila gegenber. Die Weinschenken boten einen Becher nach der Landessitte, da-mit auch wir, bevor wir niedersaen, den Heilwunsch aussprechen sollten. Als wir *) S. den vollstndigen Bericht bei G. Freytag: Bilder u. s. w., Band I. S. 144173.
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