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1. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 711

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
711 sich weigerte, der Forderung eines Offensiv- und Desensivbndnisses mit Frankreich nach-zukommen und die Verschlieung seiner Hfen gegen England standhaft ablehnte, )o dekretirte Napoleon von dem Feldlager bei Wien aus die Einverleibung des ganzen Kirchenstaates in das Kaiserreich, und als Papst Pius den Gewaltschritt des Kaisers mit einer Bannbulle beantwortete, lie Napoleon den Papst gefangen weg-fhren und wies ihm zu Savona seinen Aufenthalt an. Am 20. Mrz 1811 wurde Napoleon's sehnlichster Wunsch erfllt und ihm ein Sohn geboren, dem er den stolzen Titel eines Knigs von Rom beilegte. Dadurch verlor der kaiserliche Stiefsohn, Eugen Beanharnais, seine Aussicht aus den Thron Frankreicks und Italiens, wurde aber dafr abgefunden durch die Schpfuug eines Groherzogthums Frankfurt. In dem Augenblick, wo der Bruch mit der katholischen Kirche erfolgt war, trat auch der Conflict mit den Brdern und Verwandten, welche die Lehnskronen Italiens, Spaniens und Hollands trugen, in aller Schrfe zu Tage. Sie sollten Nichts als die Geschpfe des kaiserlichen Willens, ihre Knigreiche nur verhllte Prsecturen des groen Reiches sein mit dem ausgesprochenen Grundstze, in ihrer Verwaltung zuerst immer das Wohl Frankreichs, d. h. des Kaisers Befehl, und erst in zweiter Linie ihr eigenes Land zu bercksichtigen. Allein es regte sich in den neugeschaffenen Monarchen, obwohl sie durch Napoleon aus dem Staub empor-gehoben waren, theils der natrliche Trieb selbstndigen Regierens, theils das be-rechtigte Streben, die Interessen der ihnen anvertrauten Lnder gegen sremde Selbstsucht, namentlich gegen die Folgen der fortwhrend geschrften Continentaliperre, zu schtzen, und dies um so mehr, als Napoleon durch die sogenannten Lkenzen", die er fr Geld ausstellte, sich selbst Ausnahmen von seinem strengen Continentalsystem erlaubte. Am meisten litt unter demselben Holland, daher ermannte sich König Ludwig von Holland nach wiederholten vergeblichen Vorstellungen an seinen kaiserlichen Bruder zu dem Entschlsse, eine Krone niederzulegen, die er mit Ehren und gutem Gewissen nicht lnger tragen konnte. Zu Anfang Juli 1810 dankte er ab; kam allerdings da-mit nur seiner schon in Paris vorbereiteten Absetzung zuvor. Holland, das ja ohnehin nur eine Anschwemmung franzsischer Flsse >ei". wurde nun dem Kaiserreiche und der sogenannten groen Nation einverleibt. Vier Monate spter wurde der vereinzelt ge-bliebene Eqnton Wallis zu Frankreich gezogen. Der Eindruck dieses Gewaltstreiches wurde aber bald durch einen neuen und grern berboten. Noch waren in Niederdeutsch-land, nachdem Hannover (1810) mit Westfalen vereinigt war, Oldenburg, die Hansestdte und einige kleinere Gebiete als Beute brig; Oldenburg gehrte Ichon zum Rheinbnde. Am 13. December 1810 wurden nun auer Holland die nieder-deutschen Gebiete an der Nordsee (600 Quadratmeilen) fr zugehrige Theile des Reiches erklrt, in zehn Departements eingeteilt und deren Organisation in den Grundzgen festgestellt. Franzsische Verwaltung, Justiz, Steuerwesen, Gesetzgebung, Eonscription, Polizei sollten sofort darin eingefhrt, die deutsche Sprache durfte bei amtlichen Geschften neben der franzsischen gebraucht werden. Die Vereinigung Ham-burgs und Lbecks mit dem Kaiserreiche war eine frmliche und ausdrckliche Verletzung der zu Tilsit geschlossenen Vertrge, in denen Napoleon sich verpflichtet hatte, die Elbe nicht zu berschreiten und den Herzog von Oldenburg und dessen Gebiet nicht anzu-tasten. Nach diesen neuen Erweiterungen zhlte das Kaiserreich 140 Departements mit 42 Millionen Einwohnern und erstreckte sich den Ksten des westlichen und sdlichen Europas entlang von Lbeck und der Mndung der Elbe bis Triest und Eorsu.
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