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1. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 791

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
791 endlich, am Gedchtnistage der Krnung preuischer Könige, erfolgte in Versailles die Proclamirung des Knigs Wilhelm zum deutschen Kaiser. Ein Augenzeuge erzhlt uns Folgendes; Um Ii Uhr war das ganze militrische Versailles in lebhafter Bewegung. Im Hofe des Schlosses war ein Spalier von Truppen aufgestellt. Auf der groen Pracht-treppe des linken Schloflgels stieg man hinan zu den Gemchern Ludwig's Xiv. In der Mitte des groen Spiegelsaales, wo immer die Siege der Franzosen der die Deutschen gefeiert wurden, war ein Altar mit zwei kerzenreichen Kandelabern errichtet. Drben aber an der letzten schmalen Querwand der riesigen Gallerie standen auf einer dort angebrachten Estrade Fahnen- und Standartentrger in voller Ausrstung, Helm auf, den gerollten Mantel der Schulter und Brust. Die hohe Thr zum nchsten Gemache deckte ein tief dunkelrother Sammetvorhang. Die ganze glnzende Versammlung und die Hoch- und Hchstgestellten fllten in gedrngter Masse den langen Raum gn der Fensterseite um den Altar, einen breiten Weg fr den König freilassend. Schlag 12 Uhr erschien der König, gefolgt von dem Kronprinzen, dm Prinzen Karl und Adalbert und fmmtlichen Fürsten des Reiches, die hier um ihn versammelt waren. Mit ihrem Erscheinen begann die religise Feier mit einer Liturgie, welcher die Predigt folgte. Als mit dem Choralgesang und dem Segen dieser Theil der Feier geschlossen war, schritt der König mit dem Kronprinzen und den deutschen Fürsten, die Hofmarschlle voraus, zur Estrade. Nahe bei dem Kronprinzen stehend, las der König dann, den Helm in der Linken, das Papier in der Rechten haltend, die Erklrung, da er die ihm von Fürsten und Volk angebotene deutsche Kaiserwrde annehme, mit laut erklingender, fester Stimme bis zum Schlsse, wo er den Bundeskanzler aufforderte, seine heute an das deutsche Volk erlassene Proclamation zu verlesen. Gras Bismark fate das in halt-schwere Document und las, gegen den König und Kronprinzen gewendet, lebendig und ausdrucksvoll bei lautloser Stille der Versammlung diese Botschaft des Friedens und der Freiheit" vor. Diese Proclamation lautete: Wir Wilhelm von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einnithigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen Reiches die seit mehr denn stchszig Jahr ruhende Kaiserwrde zu erneuern und zu bernehmen, und nachdem in der Verfassung des deutschen Bundes die entsprechenden Be-stimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, da Wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Rufe der ver-bndeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwrde anzunehmen. Demgem werden Wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußen fortan den kaiserlichen Titel in allen Unseren Be-ziehungen und Angelegenheiten des deutschen Reiches führen und hoffen zu Gott, da es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zu-fnft entgegenzufhren. Wir bernehmen die kaiserliche Wrde in dem Bewutsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit
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