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1. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 235

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
235 3. Deutschlands innere Zustnde nach dem dreiigjhrigen Kriege. Der dreiigjhrige Krieg hatte Deutschland so tiefe Wunden geschlagen , da es Jahrhunderte ntig hatte, um diese zu heilen, und in seiner Entwickelung in Handel, Gewerbe, Wissenschast, Kunst und Literatur aus lange Zeit gehemmt wurde. Von der reichen, schnen Kultur noch während der Reformationszeit war keine Spur mehr vorhanden. Alles hatte der frchterliche Krieg verwandelt. Statt blhender Felder und Wiesen gewahrte das Auge meilenweit Wsteneien, statt volkreicher Städte und sreundlicher Drfer Steinhaufen, Schutt und Asche. Fast zwei Dritteile des deutschen Volkes waren durch das Schwert, Hungersnot und Pestilenz weggerafft worden. Augsburg, einst bevlkert durch 90 000 Einwohner, zhlte nach Beendigung des Krieges nur noch 6 000 Bewohner. In der Pfalz, dem prangenden Garten Gottes", soll nur der fnfzigste Teil der Bevlkerung brig geblieben sein. Nirgends hatte aber auch der Krieg so arg gewtet wie hier. Nach der Nrdlinger Schlacht, als die zgellosen wilden Scharen der geschlagenen Schweden sich nach der Pfalz wandten, erreichten Elend und Jammer eine furchtbare Hhe. An der Bergstrae allein hausten die zuchtlosen Reste von 17 Regimentern, die der Pfalz die letzte lung" gaben. Und wie in der armen Pfalz, so sah es allenthalben in Deutschland aus. Gab es doch keine Gegend des Reichs, die nicht mindestens ein-oder zweimal, die meisten aber dauernd oder alljhrlich der Schauplatz des Kriegsgetmmels, der Schlachten, Durchzge, Verwstungen, Brandschatzungen gewesen waren. Und dabei war es ziemlich einerlei, ob Freund oder Feind ein Land betrat. Am schlimmsten stand es um die arme Bevlkerung, als die militrischen und moralischen Autoritten eines Tilly, Gustav Adolf und Wallenstein dahin gegangen und in der letzten Zeit die Leitung des Kriegswesens schwcheren Hnden anvertraut war. Da kam es denn von selber, da den zuchtlosen Banden nicht gewehrt wurde und diese in rohen Grausamkeiten, wilden Ausschweifungen, gierigen Erpressungen und Rubereien Erholung und Entschdigung von den Mhen des Krieges suchten/) Wehe der Gegend, wo ein Kriegsheer sein Lager aufschlug. In diesem wimmelte es von Soldatenweibern, Marketenderinnen, fahrenden Dirnen und Soldatenjungen. Der Tro betrug mitunter 16 000 Menschen, während das eigentliche Heer hchstens 50 000 Mann zhlte. Und diese ganze wilde Schar lebte von Raub, den sie meist mit teuslicher Peinigung *) Erlebnisse des Pfarrers Martin Btzinger im dreiigjhrigen Kriege.
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