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1. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 90

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 90 - Neues, Auerordentliches im Anzge sein. Die Soldaten sprangen, wie von elektrischem Feuer entzndet, zu allen Husern und Hfen hinaus, stellten sich in Reih und Glied und bildeten auf beiden Seiten der Strae eine undurchdringliche Mauer. Ich stand auf der Haustreppe. Was ist denn?" Der Kronprinz kommt! Der Kronprinz kommt!" Ich kann nicht sagen, wie diese Nachricht meine Seele durchzuckte... ich rief meinen Leuten zu: Schnell heraus, der Krn-Prinz von Preußen kommt!" Und das Getse dringt immer nher, und das Triumphgeschrei wird immer grer... Jetzt sind sie im Unterdorf... horch, wie sie jubeln! gebt acht! jetzt biegen sie um die brennende Kirche... Die Trommeln wirbeln, die Siegeslieder brausen eine ungeheuere Begeisterung flammt durch die Reihen alle Hupter sind entblt, die Mtzen fliegen hoch empor, und aus aller Mund tnt ein tausendfaches donnerndes Hurra! Hoch! Hurra! Wir stehen da, wie verzaubert. . . Wahrhaftig, da zieht er, umgeben von seinen Generalen (Kirchbach trgt einen Kranz von Eichenlaub), an unseren Blicken vorber. Wie sein Angesicht vor Freude strahlt, und wie er so wohlwollend die jubelnden Scharen begrt... Kein Wunder... Sie haben ihr Blut vergossen, und ihr Hurrarufen lutet dem geschlagenen Csar zu Grabe. . . Welch gro-artiges, majesttisches Schauspiel! Was doch in diesem Augenblick sein frstliches Herz empfunden haben mag? Durch Flammen und Ruinen der die blutige Walstatt... Ob durch die Siegesfreude auch eine Ahnung zieht von dem tausend-fachen Weh, das der Krieg der die Völker wlzt? Und ob es ihm nicht lieber wre, einst wie ein rechter Salomo Deutschland in Frieden zu regieren, als, mit Siegespalmen geschmckt, auf schumendem Schlachtro der blutgetrnkte Gefilde zu ziehen?... Wir glauben's gerne; fem Blick ist milde; seine ganze Erscheinung erweckt Vertrauen; wir vernehmen es auch aus den wenigen Worten, die er zu den verzagten Einwohnern spricht: Die Leute sollen sich nicht frchten." Auch sieht rnrnfs den immer Wied et Hurra rufenden Kriegern an, sie haben ihn lieb; denn er ist ihres Vaterlands Hoffnung. Und ihm sieht rnan's auch an; er hat das Bewutsein: Ich bin das Haupt; ich schlage, wenn sie streiten" .. . Gott wei, was die Zukunft in ihrem verschleierten Sche birgt!..... Item Hebel sagt: Die goldnen Kronen drcken sehr schwer; 's isch net als wenn's a Strohhut wr..." Der Siegeszug bewegt sich vorwrts in der Richtung nach Reichshofen. Im Oberdorf aber schwenkt der hohe Feldherr rechts ab in die Schindergasse; bort liegt in Reisehenners Stube der tapfere General Raoul1), blutend aus vielen Wunben, mit zerbrochenem Schwert und brechendem Herzen. Der deutsche Sieger tritt in die Bauernhtte ein, schaut freundlich in die fieber-glhenden Augen, drckt teilnahmsvoll die todesmatte Hand ein Wort huld-voller Anerkennung, eine Trne hochherzigen Mitleibs vergelten den erbitterten Wibetstattb, und noch einmal, unter gewaltigen Siegesmrschen und unter enb--losem Freubengeschrei wogt der Triumphzug vorber. Wir schauen zu; unser Herz mchte in Stcke zerspringen ... berall Schrecken, Brand und Verwstung, und hier vor unseren Augen in stolzer Ruhmespracht der fremde Eroberer, in unbndiger Begeisterung die feindlichen Scharen... O Krieg, wie schmerzlich, wie trnenreich sind deine Folgen! Jetzt rauschen die Feierklnge weiter hinab ins Chronik ist ein Volksbuch ersten Ranges. Alles das, was das Volksgemt damals in tiefster Bewegung erlebte, ist mit einer Wahrheit und Unmittelbarkeit zur Anschauung gebracht, die zum Mit- und Nacherleben auffordert und befhigt. l) Es war der tdlich verwundete franzsische Divisionsgeneral Raoul.
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