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1. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 33

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 33 - sie ritten also mit ihm das kleine Glein heraus und durch die Mrdergasse und Neugasse herum und die St. Paulsgasse herab bis an den oberen Markt. Man fhrte die zwei Banner an Spieen vor dem Marktgrafen einher, und es ward des reitenden Volkes so viel, da sie zum Teil halten muten an der Rheingasse und bis zum St. Paulsbrunnen. Und es waren alle Huser, von denen man dahin sehen konnte, von Leuten berfllt. Und als der Burggraf an den Markt kam mit den Bannern und mit den Leuten, die vor ihm, neben ihm und hinter ihm hielten, da war auf der Tribne an dem Hause vor der Mauer unter den Decken ein schner Sessel bereitet, bedeckt mit einem gldenen Tuche. Und zum ersten ging heraus Herzog Ludwig von Bayern, Pfalzgraf zu Heidelberg, aus einem Laden auf dem Gerste und war bekleidet mit einem Rocke wie ein Letzger ^). Er hatte eine Pelzkappe um die Schultern und einen Pelzhut auf seinem Haupte und trug ein bloes Schwert in seiner Hand. Er stellte sich an die Mauer neben den Stuhl, so da ihn jeder wohl sehen konnte, und kehrte das Antlitz gegen den Markt. Vorher waren drei Kardinle und Erzbischse und des Knigs Kanzler hinaufgegangen. Die hatten Briefe in ihren Hnden der das, was der Markgraf dem heiligen Rmischen Reiche schwren sollte. Nach Herzog Ludwig kam Herzog Rudolf von Sachsen der ltere, der Kurfürst, auch bekleidet mit solchem Gewnde gleichwie der Herzog Ludwig; er trug eine gldene Lilie in seiner Hand und stellte sich mit dem Rcken gegen die Mauer zur rechten Hand des Thrones und sah auch auf den oberen Markt, da ihn ein jeder sehen konnte. Danach kam Herzog Heinrich von Bayern, der war aber nicht gekleidet wie die anderen zwei Kurfrsten; er ging, so kostbar er konnte, und trug ein Zepter in seiner Hand, das war wie eine groe Kugel und war eitel golden, und war darauf ein golden Kreuz. Und er stellte sich neben Herzog Rudolf von Sachsen und kehrte auch den Rcken an die Mauer und sah auf den oberen Markt. Da-nach gebot man Ruhe. Da kam unser Herr, der König, und war bekleidet mit einem gldenen Gewand wie ein Evangelier 2) und hatte auch eine Chorkappe um die Schultern und eine hohe goldene Krone auf seinem Haupte. Und man trug vor ihm heraus zu den anderen Fenstern zwei groe brennende Kerzen. Und als er herauskam, da standen die Kardinle und Bischfe vor ihm auf. Da hie er sie niedersetzen und setzte sich selbst auch auf ein Kissen und kehrte den Rcken an die Mauer und das Antlitz gegen den Markt, so da ihn jeder sehen konnte. Und es gab ihm da der Herzog von Sachsen die Lilie in die eine Hand und Herzog Heinrich das Zepter in die andere Hand. Da legte ihm Herzog Ludwig das Schwert in den Scho. Und da fingen die Posauner an zu posaunen um die Wette und die Pfeifer. Danach ward groes Stillschweigen geboten. Whrend des Schweigens rief man Burggraf Friedrich auf. Der sa ab von seinem Rosse und ging vor den König; neben ihm trug man die zwei Banner. Und als er hinaufkam und vor dem König niederkniete, nahm er ein jegliches Banner in seine Hand. Da ward ihm vorgelesen, da er dem heiligen Reiche schwren und besiegeln sollte. Als die Briefe verlesen wurden, gab unser Herr, der König, die Lilie und das Zepter zurck. Hierauf nahm Herzog Ludwig das Schwert aus seinem Scho, hob es hoch empor und steckte die Spitze in des Knigs Krone. Da nahm der König die zwei Banner, jegliches in eine Hand. Nun schwur Burg- 1) Letzger ist ein Geistlicher, der die epistolische Lektion im Hochamt singt. *) Evangelier ist ein Geistlicher, der das Evangelium singt. Sb- u. O> Heinje-Killghorst, Quellenlesebmh. Ii. J
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