Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 159

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
159 Befehl kam, die Leute knnten sich niederlegen und Feuer anmachen. Es war eine kalte Nacht; Mangel und Hunger hatten bereits einen so hohen Grad er-reicht da selbst die Sparsamsten auch nicht ein Stckchen Brot mehr besaen und nur das Wenige, was die Marketender herbeischleppten, sr teueres Geld zu haben war. Den Begriff Biwak kannte kein Mensch, und weder Offizier noch Soldat vermochten sich darein zu finden, die Nacht unter freiem Himmel liegen zu mssen, da wir doch die Zelte bei uns hatten. Noch unbegreiflicher war es, da nicht fr die notwendigsten Bedrfnisse, nicht einmal fr Holz und Stroh gesorgt war. Es blieb indessen bei dem Befehl. Kaum waren die Gewehre zu-sammengesetzt, so loderten Tausende von Feuern auf, wozu ein in der Nhe be-findlicher Lustwald und die schnen Pappeln der Chaussee das Holz hergeben muten. Die Nacht verging unter Hunger, Klte und ungewohnten Mhselig-feiten. Jeder sehnte sich nach dem Morgen in gewisser Erwartung, diesen Zu-stand verbessert zu sehen. Sagen konnte man sich unter diesen Umstnden wohl, da ein schweres Unglck nicht fern fei. Aber man tuschte und betrog sich ab-sichtlich selbst, ja, es gab Leute unter uns, die so mit Blindheit behastet waren, da sie, trotzdem 'bereits Blut zu unserem Nachteile geflossen war und der Krieg uns auf den Fersen sa, die Franzosen weit weg und selbst an die Mglichkeit der Einstellung der Feindseligkeiten glaubten. Andere, und zwar die Mehrzahl der jungen Offiziere, die den Krieg leidenschaftlich wnschten, dachten sich die Sache so leicht, da es nur des Erscheinens unserer Armee bedrfe, um die Franzosen zu Paaren zu treiben. Geringschtzung und Ha hatten alle Gemter, jung und alt, so eingenommen, da die Generale und hheren Offiziere nie in einem anderen Ton von den Franzosen sprachen, als da sie zusammengelaufenes Gesindel seien, die den von unserem braven Könige selbst und von Mnnern von Ruf angefhrten Truppen unter keiner Bedingung standhalten knnten und wie bei Robach zum Teufel laufen wrden. So sprach und dachte man in jenen Tagen. So sehr war man irregeleitet von dem falschen Wahn, so umnebelt von blindem Vertrauen und Selbstberschtzung, da diese Meinung zur Gewohnheit geworden war, und ich es keinem htte raten wollen, ffentlich eine andere auszusprechen. Noch war es, abgesehen von den matter gewordenen Feuern unseres traurigen Nachtlagers, um uns dunkel, als Kanonendonner von Jena her den ver-hngnisvollen Tag (14. Oktober) verkndete. Ein kalter, dichter Nebel befeuchtete die Erde und umhllte die Gegend; das ersehnte Morgenlicht hatte sich noch nicht durchgerungen, als alles wie infolge eines elektrischen Schlages aufsprang und zu den Gewehren eilte. Das strker werdende Geschtzfeuer schien sich bald zu nhern, bald zu entfernen. Es war kein Zweifel mehr, da eine Schlacht begonnen hatte. Schon während der Nacht war es auf der nach Jena fhrenden Chaussee leb-Haft und geruschvoll hergegangen; Kanonen und Fuhrwerke rasselten hin und her. Mit dem Nahen des Morgens wurde das Gerusch auf der Strae noch strker. Da wir dieser nahe lagen, konnten wir die immer mehr zunehmende Eile und Verwirrung deutlich wahrnehmen, obgleich der Nebel nicht gestattete, zehn Schritte um sich zu sehen. Endlich teilte die Sonne die dicken Nebelwolken und brach im schnsten Glnze hervor. Die einzige Wohltat, die sie uns an diesem unglck-liehen Tage erzeigte, war, da sie uns die erstarrten Glieder erwrmte, so da wir Ungemach und Hunger zeitweise vergaen. Schillers Reiterlied ertnte aus tausend Kehlen; die Starken, und die es vorgaben zu sein, ermunterten die Schwachen und Verzagten. So erwarteten wir jeden Augenblick den Befehl zum
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer