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1. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 225

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
225 - Eile die erforderlichen Lazarettbedrfnisse an Bettstellen, Strohscken usw. an-geschafft und angemessene Lokale zu Lazaretten angewiesen wrden. Zwar forderte der Magistrat am 17. Oktober noch zur Lieferung von Lazarett-bedrfnifsen auf, und es ging auch manches davon ein; aber hier lie sich mit Wahrheit der Ausspruch anwenden: Mas ist das unter so viele! Auer der Nikolaikirche war kein einziges hiesiges ffentliches Gebude mehr frei; nun erfolgte sogar die Weisung, da die Huser ganzer Straen von ihren Bewohnern gerumt und zu Militrlazaretten eingerichtet werden sollten. Am 18. Oktober frh erneuerte sich die Schlacht mit frchterlicher Wut. Aber wahrscheinlich muten die Franzosen bereits vormittags zu ahnen anfangen, da der Ausgang fr sie widrig sein werde. Denn es wurden die franzsischen Be-Hrden, wenn auch nicht in der Gre ihrer Forderungen, doch in der Art, wie sie solche machten, sanfter und milder. Ja, der Oberaufseher smtlicher Hospitler, Marchand, erbot sich nun sogar von freien Stcken, fr die hier befindlichen Kranken zu bezahlen. Auch lie er nicht undeutlich merken, da die Kranken hier zurckbleiben, die Armee aber Leipzig verlassen wrde. Nachmittags brannte das Vorwerk Pfaffendorf nieder, und in demselben ver-brannten mehrere Hundert Kranke. Auf dem Brhl entstand durch hereingefallene Kugeln Feuer, das aber von der herbeigeeilten hiesigen Feuerwehr noch glcklich gelscht wurde, ehe es weiter um sich griff. Der Andrang der ankommenden Ber-wundeten wurde immer strker, aber sie muten nun mit Schuppen, Scheunen und Stllen sich begngen. Gegen 4 Uhr nachmittags kam der spter mit in St. Helena gewesene General Bertrand mit seinem Korps zum Halleschen Tore herein auf hiesigem Markte an. Natrlich muten wir dieses Korps als ankommende neue Gste ansehen, und da wir zu den verlangten Erquickungen an Lebensmitteln auch nicht das Geringste hatten, so war diesen Hungernden und Drstenden gegenber unsere Lage hchst peinlich. Das Bertrandsche Korps konnte auf hiesigem Markte eine halbe Stunde lang sozusagen nur verschnaufen, dann wurde Marsch geschlagen, und es zog zum Ranstdter Tore hinaus, um zum Rckzge der franzsischen Armee nach Weien-fels zu den Weg zu subern und zu bahnen. Die nchste Nacht brachte Napoleon in hiesiger Stadt zu, und zwar im Hotel de Prusse. Dieser sonst bermchtige Herrscher konnte doch nicht Steine zu Brot werden lassen, noch konnten seine sonst so furchtbaren Garden ihm solches ver-schaffen. Er mute mit dem fr ihn und sein starkes Gefolge von uns bei den hiesigen Bckern zusammengeholten geringen Vorrate, der nur 17 Groschen 6 Pfennige betrug, sich begngen. Ein einleuchtenderer Beweis, wie groß der Brotmangel in Leipzig war, kann wohl kaum gefhrt werden. Der General Margaron, der etliche Wochen unser Stadtkommandant gewesen war, jetzt aber mit seiner Abteilung in der Nhe des Kuhturmes stand, schickte zwei Karolin auf das Rathaus mit der Bitte, man mge ihm dafr aus alter Bekanntschaft nur ein Kommibrot zukommen lassen. Am 19. Oktober kam Napoleon mit einer sehr starken Begleitung zu Pferde von der Grimmaischen Strae her auf den Markt, und als Augenzeuge mu ich versichern, da weder während des halbstndigen Besuches, welchen er dem Könige von Sachsen machte, und bei dem er im Thomschen Hause eine Treppe hoch im Erker stand, noch bei seinem Wegreiten ngstlichkeit an ihm zu bemerken war; nur nahm er auffallend oft Tabak. W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch, n. 15
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