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1. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 102

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 102 - schienen, in unberlegter Rcksichtslosigkeit abtragen. Dies konnte ohne Schuld nicht abgehen; denn während man aus berma von Frsorge dergleichen Ma-regeln nimmt, bringen eben diese Maregeln oftmals durch Gottes drohende Hand greres Verderben, als man durch sie zu verhten beabsichtigte. Der Herzog indes bat, da er sich in die Enge getrieben sah, den Herrn Kaiser um die Er-laubnis, unter kaiserlichem Geleite nach Lneburg kommen zu drfen, weil er hoffte, bei demselben auf irgendeine Weise Erbarmen zu finden. Als er nun mit dem Geleite zwischen Herteneburg und Bardewichwar, kam ihm eine Menge Ritter aus dem Lager des Kaisers entgegen und begrte ihn friedlich. Nachdem er ihren Gru erwidert hatte, sprach er: Ich war sonst nicht gewohnt, hierzu-lande von irgend jemandem Geleit zu empfangen, sondern vielmehr es andern zu gewhren." So kam er nach Lneburg und bemhte sich durch Unterhndler, den Kaiser auf alle Weise zu besnftigen. Auch seine Gefangenen, den Landgrafen Ludwig und dessen Bruder, den Pfalzgrafen Hermanns, entlie er aus der Haft, in der Hoffnung, durch solche Taten der Gte einige Gnade zu erlangen; allein er erreichte nichts. Der Kaiser jedoch brach von da auf und setzte ihm einen Hoftag zu Quedelingenburg^) an, damit daselbst mit den Fürsten der Gerechtigkeit gem beschlossen wrde, was mit ihm geschehen solle. Darber freuten sich alle Freunde des Herzogs, weil sie erwarteten, da dort etwas Gnstiges der ihn verfgt werden knnte. Als aber daselbst, wegen eines Streites, welcher zwischen ihm und seinem Nebenbuhler, dem Herzog Bemhard, entstand, seine Sache nicht vor-genommen war, wurde ihm ein anderer Hoftag zu Erpisford^) anberaumt. Damals bekam Erzbischof Sifrid von Bremen Stade samt allen den anderen Besitzungen, welche der Herzog bisher vermge seines Lehnsverhltnisses zur Bremer Kirche besessen hatte, vollstndig wieder. Jedoch zahlte er dem Erzbischof Philipp von Kln, den er gebeten hatte, mit Heeresmacht zu kommen und Stade zu erobern, 600 Mark Silbers. Obwohl also dieser auf sein Gesuch gekommen war, so hatte jener doch nicht durch ihn, sondern durch Vergnstigung des Kaisers die Burg erhalten; nichtsdestoweniger forderte jener die versprochene Summe Geldes. Auch Graf Bernhard und Graf Adolf erhielten ihre Burgen und Lande vom Kaiser zurck. Der Herzog nun erschien an dem ihm anberaumten Gerichtstage und warf sich dem Kaiser zu Fen, indem er sich vllig der Gnade desselben berlieferte. Dieser hob ihn vom Boden auf und kte ihn und beklagte es mit Trnen in den Augen, da ihre Uneinigkeit so lange gewhrt und er selbst sich seinen Sturz zu-gezogen habe. Ob aber diese Trnen aufrichtig gemeint waren, steht zu be-zweifeln: er scheint kein aufrichtiges Mitleid mit dem Herzoge empfunden zu haben, da er ihn nicht wieder in seine frhere ehrenvolle Stellung zu bringen ver-suchte. Freilich konnte er das fr den Augenblick seines Eidschwures wegen nicht. Zuletzt nmlich, als alle Fürsten nach seinem Sturze trachteten, schwor ihnen der *) Harburg (?) und Bardowiek. 2) Schon bald nach den Verhandlungen von Venedig (1177), noch ehe Barbarojsa gegen den Lwen vorging, begannen Feindseligkeiten zwischen Heinrich und den mi-vergngten norddeutschen Groen. In diesen Kmpfen wurden der Landgraf Ludwig von Thringen, dessen Bruder, der Pfalzgraf Hermann, und der Graf Bernhard von Ratzeburg gefangen genommen und der schaumburgische Graf Adolf von Holstein aus seinem Lande vertrieben. 3) Quedelingenburg = Quedlinburg. 4) Erpisford = Erfurt.
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