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1. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 168

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 168 - zu hren und zu sehen begehret: der ist's, der bei euch sitzet." Diese Worte nahm ich fr Spott und sprach: Ja, Herr Wirt, Ihr wollt mich gern foppen und meine Begier durch des Luthers Trugbild ersttigen." Er antwortete: Er ist es gewilich. Doch tue nicht, als ob du ihn davor haltest und erkennest." Ich lie dem Wirte Recht, ich konnte es aber nicht glauben. Ich ging wieder in die Stube, setzte mich wieder zu dem Tisch und htte es doch gern meinem Gesellen gesagt^ was mir der Wirt erffnet hatte. Endlich wandte ich mich zu ihm und raunte heimlich: Der Wirt hat mir gesagt, der sei der Luther." Er wollt es auch wie ich nicht glauben und sprach: Er hat vielleicht gesagt, es sei der Hutten, und du hast ihn nicht recht verstanden." Weil mich nun die Reiterkleidung und Gebrde mehr an den Hutten denn an den Luther, als einen Mnchs gemahnten, lie ich mich bereden, er htte gesprochen: Es ist der Hutten," da die Anfnge beider Namen schier zusammenklingen. Was ich deshalb ferner redete, geschah so, als ob ich mit Herrn Ulrich von Hutten redete. Whrend alledem kamen zwei Kaufleute, die auch allda der Nacht bleiben wollten, und nachdem sie sich entkleidet und entspornt, legte einer neben sich ein neu eingebundenes Buch. Da fragte Martinus, was das fr ein Buch wre; er sprach: Es ist Doktor Luthers Auslegung etlicher Evangelien und Episteln, erst neu gedruckt und ausgegangen; habt Ihr die nie gesehen?" Sprach Martinus: Sie werden mir auch bald zukommen." Da sprach der Wirt: Nun verfgt euch zum Tisch, wir wollen essen;" wir aber sprachen, der Wirt mchte Nachsicht mit uns haben und uns etwas Besonderes geben. Da sprach der Wirt: Liebe Gesellen, setzt euch nur zu den Herren an den Tisch, ich will euch anstndig halten." Da das Martin hrte, sprach er: Kommt herzu, ich will die Zehrung mit dem Wirte schon abmachen." Unter dem Essen sprach Martinus viel gottselige, freund-liche Reden, da die Kaufleute und wir vor ihm verstummten, mehr auf seine Worte als auf alle Speisen achteten. Unter diesem beklagte er sich mit einem Seufzer, wie gerade jetzt die Fürsten und Herren auf dem Reichstage zu Nrnberg wegen Gottes Wort, diesen schwebenden Hndeln und der Beschwerung deutscher Nation versammelt wren, aber zu nichts mehr geneigt wren, als die gute Zeit mit kostbarem Turnier, Schlittenfahrt und allerlei Hoffart zu verbringen, da doch Gottesfurcht und christliche Bitte zu Gott besser dazu helfen wrden. Weiter sagte er, er sei der Hoffnung, da die evangelische Wahrheit mehr Frucht bei unseren Kindern und Nachkommen bringen werde als an den Eltern, in welchen die Irrtmer so eingewurzelt wren, da sie schwerlich ausgerottet werden mchten. Danach sagten die Kaufleute auch ihre gute Meinung, und sprach der ltere: Ich bin ein einfltiger, schlichter Laie, versteh mich auf die Hndel nicht besonders; das sprech ich aber, wie ich die Sach ansehe: der Luther mu entweder ein Engel vom Himmel oder ein Teufel aus der Hlle fein. Ich htte Lust, noch zehn Gulden ihm zur Liebe aufzuwenden, damit ich ihm beichten knnte, denn ich glaube, er wrde und knnte mein Gewissen wohl unterrichten." Indem kam der Wirt neben uns und sprach heimlich: Martinus hat das Nachtmahl fr euch berichtigt." Das freute uns sehr, nicht wegen Geldes und Genusses, sondern da uns dieser Mann gastfrei gehalten hatte. Nach dem Nachtmahl stunden die Kaufmnner auf, gingen in den Stall, die Roffe zu versehen. Indes blieb Martinus allein bei uns in der Stube. Da dankten wir ihm fr feine Verehrung und Spende und lieen uns dabei merken, da wir ihn fr Ulrich von Hutten hielten. Er aber sprach: Ich bin es nit." Dazu
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