1911 -
Stuttgart
: Bonz
- Autor: Frohnmeyer, Immanuel
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Aufnahme des Christenwms im deutschen Volk zwei Dichtungen, der Heliand (Heiland), ein stabreimendes Epos in altschsischer Sprache (c. 830), das den Heiland in echtem Volkstones Heerknig dem Volk nahe-bringt, und die Evangelienharmonie des Weienburger Mnches Otfried (der Krist" c. 868). In der Folgezeit verschwinden deutsche Dichtungen |ast ganz vor der gelehrten lateinischen Dichtung der Geistlichen, wenn auch fahrende Snger und Spielleute im Volk das Gedchtnis der alten Sagen erhielten. Lateinisch dichtete unter den Ottonen die Gandersheimer Nonne Hroswitha ihre dem Terenz nachgebildeten Dramen neben epischen Versuchen. Auch das Tierepos tritt in dieser Zeit in lateinischer Gestalt aus. 2) Mit dem 12. Jahrh. (11001180) trat die Zeit der Vorbereitung fr die Bltezeit unserer Literatur ein. Mancherlei Umstnde fhrten den Aufschwung herbei. Die Kreuzzge fhrten aus der Enge des Lebens und bereicherten das geistige Leben mit einer Flle neuer Anschauungen. Dazu kam der Glanz der Hohenstansenzeit, der auch dem dichterischen Schaffen frderlich war. Und in dieser Zeit fand das Rittertum feine Ausbildung, und damit entwickelte sich der Stand, der auch in der Poesie die Fhrung bernahm. Das franzsische Ausland war dabei von wesentlicher Bedeutung. In dieser Zeit der Vorbereitung suchten die Geist-liehen es noch den Spielleuten, die alte Sagen mit fremden Zustzen schmckten und seltsame Mren aus dem} Morgenland sangen, gleichzutun: so der Pfaffe Lamprecht am Rhein mit seinem Alexanderlied (c. 1125), Konrad mit dem Rolandslied (c. 1130). 3) Die Bltezeit der mittelhochdeutschen Poesie (11801250) hat wesentlich hfischen, ritterlichen Charakter. Im sdlichen und westlichen Frankreich, in England und Wales entwickelte sich dieses Rittertum mit seinen Idealen und seiner Sanges-knnst. In Frankreich sind groenteils die Sagenstoffe zu Hause, die unsere hfischen Dichter besangen. Feste, wie Friedrichs I. Vermhlung mit Beatrix von Burgund, Heinrichs des Lwen mit der englischen Mathilde, erleichterten der fremden Kunst den Zugang. Sie drang im Westen der die Rheinlande, im Sden von Italien ans ein. Der Hof der Babenberger in sterreich, des Landgrafen Hermann I. auf der Wartburg waren Haupt-sitze des ritterlichen Gesangs. Manche der hohenstanfifchen und welfischen Herrscher waren Freunde des Gesangs, wohl auch selbst Snger. Die be-deutendsten Snger gehrten dem niederen Adel an und verherrlichten den Ruhm und die Milde der greren Fürsten, auf deren Huld sie etwa angewiesen waren. In dieser Bltezeit haben ritterliche Dichter den groen volkstmlichen Epen, dem Nibelungenlied (c. 1200) und dem Gudrunlied (c. 1210), ihre jetzige Gestalt gegeben. Lange vergessen, sind diese Seitenstcke der beiden griechischen Epen erst in der zweiten Hlfte des 18. Jahrh. wieder entdeckt und noch spter recht gewrdigt worden. Ihre Entstehung hat die Forscher beschftigt wie die der Jlias. Einzelne Lieder mgen auch hier frher von Spielleuten gedichtet und gesungen worden sein. Die beiden Werke verherrlichen die altgermanischen Tugenden des Heldentums und der Treue. Ihre Dichter sind nicht mehr festzustellen, ihre Heimat ist ohne Zweifel sterreich. Neben diese Volksepen treten, in dieser Periode die Erzeugnisse des Kunstepos und der Lyrik des Minne-gesangs. Die Stoffe des Kunstepos sind vielfach undeutsch, fremden, franzsischen Vorlagen entnommen, fo die britische Sage von dem König Artus (Artur) und seiner Tafelrunde und die Gralsage, aber die Dichter