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1. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 123

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
123 nahm der verschwenderische und leichtsinnige Calonne die Finanzverwaltung. Unbesorgt um die Zukunft, betrat er den von Tnrgot stets vermiedenen, von Necker nur ver-suchsweise eingeschlagenen Weg der Anleihen auf das zuversichtlichste und blindeste und schlferte durch das also aufgebrachte Geld, womit er aller Wnsche am Hofe zu befriedigen suchte, den König mit dem Wahn, als stehe es mit den Finanzen doch nicht so schlimm, in Sicherheit ein. Als aber nach dem Versailler Frieden (1783) die Nachwehen der vermehrten Schuldenlast schnell und grell zu Tage traten, offenbarte sich auch die wachsende Unzufriedenheit mit den zerrtteten Landeszustnden, und der Fluch der die Verschwendung des Hofes trat immer offener auf die Lippen des Volkes, das durch jede neue Veranlassung von jener Seite her in eine immer tiefer gehende feindselige Richtung getrieben wurde. Nachdem Calonne noch eine zeitlang mit unglaublicher Verschwendung fortgewirtschaftet hatte und keine Anleihen mehr aufbringen konnte, schlug er dem Könige eine Versammlung von Notabeln, des Ausschusses der Stnde, vor, die wirklich 1787 zu Versailles erffnet wurde. Diese Versammlung von Prinzen, Bischfen, Herzgen, Staatsrten, Prsidenten, einigen Abgeordneten vom Lande und Brgermeistern war keineswegs geneigt, die Opfer zu bringen, die fast jede der vorgelegten Reformen der bevorrechteten Klasse zumutete und wurde deshalb entlassen. Auch Calonne wurde ent-lassen. Da endlich, durch die grte Not gezwungen, beschlo der König auf den Rat Neckers, der 1788 unter groem Jubel des Volkes zum zweitenmal Generaldirektor der Finanzen geworden war, die Berufung der Reichsstnde (etats generaux), die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren. b) Die Umwandlung Frankreichs in eine konstitutionelle Monarchie und der Sturz des Knigtums. Die Reichsstnde. Der Ruf nach den Reichsstnden hatte anfangs aller Wnsche vereinigt, bald jedoch bildeten sich der die Zusammensetzung der Reichsstndeversammlung die verschiedensten Fragen und wurden im Lande errtert, wo Miwachs und ein nn-gemein harter Winter die Not der Armen aufs hchste steigerte. Es erschien eine ganze Flut von Flugschriften, von denen die des Abbe Sieyes: Was ist der dritte Stand?" von der gewaltigsten Wirkung war. Er beantwortete diese Frage mit der Antwort: nichts; was soll er sein? Antwort: alles. Der allgemeinen Stimmung nachgebend, be-stimmte Necker, da Adel und Geistlichkeit je 300, der dritte Stand aber, als Vertreter der grten Masse der Bevlkerung, 600 Abgeordnete whlen sollte. Unter lebhafter politischer Erregung vollzogen sich die Wahlen, und am 5. Mai 1789 versammelten i?8 sich die Abgeordneten in Versailles. Bald entzweiten sich aber die Stnde der die Art und Weise der Abstimmung, ob nmlich gesondert nach Stnden, wie Adel und Geistlichkeit wollten, oder in gemeinsamer Versammlung nach Kpfen, wie der Brger-stand forderte, beraten und entschieden werden sollte. Den grten Einflu auf den Brgerstand hatten der vom Adel ausgestoene, khne und ungestme, dabei aber hchst geniale Graf Mirabeau, der durch Schrfe des Verstandes ausgezeichnete Abbe Sieyes und der edle Lasayette. Nach langem Streite that der dritte Stand am 17. Juni 1789 einen entscheidenden Schritt, indem er sich auf Sieyes Antrag zur kon-stituierenden Nationalversammlung" erklrte und den Eid leistete, nicht eher auseinander gehen zu wollen, als bis er Frankreich eine konstitutionelle Ver-fafsung gegeben habe. Als nun der König den Befehl zur Auflsung der Versammlung gab, antwortete Mirabeau: Wir sind hier durch den Willen des Volkes und werden nur
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