Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neuzeit - S. 193

1912 - Stuttgart : Bonz
193 Walter des Staates sei," und wute in diesem Dienst trotz zarter Ge-sundheit nichts von Schonung. In ihm fand der aufgeklrte Absolutismus" seinen liebenswrdigsten und rcksichtslosesten Vertreter: er war ein begeisterter Verehrer der Aufklrungsphilosophie, ohne Frei-geist zu sein; vielmehr war ihm, was ihm das Wesentliche am christ-lichen Glauben schien, Herzenssache. Zugleich war er ein Absolutist, der trotz seiner Freiheitsschwrmerei seine Reformen mit rckfichts-loser Gewaltttigkeit durchzusetzen suchte, ungeduldig und doch auch wieder unbestndig. So hat er in der Form eines ganz unbeschrnkten, rein brokratischen Regierungssystems das Gebude seiner Reformen aufgefhrt mit sich berstrzender Hast, ohne Rcksicht auf die Stim-mnng des Volkes, auf das geschichtlich Gewordene, auf die Ver-hltuisse der verschiedenen Reichslnder, darum schlielich auch ohne Bestand. b. Kirchliche Reformen. Auf dem Gebiet der Kirche ging das System des Josephinismus darauf aus, die Landeskirche mglichst von Rom unabhngig zu machen und dafr fest dem Staat unterzuordnen, der es sogar unternahm, in das Innere der Kirche hinein das Licht seiner Aufklrung leuchten zu lassen. 1) So hat Joseph den Verkehr der Bischse und anderer geistlicher Obern mit dem Papst mglichst unterbunden, den Besuch des Collegium Germanicum in Rom den sterreichern ausnahmslos verboten. Da-gegen wurde den Bischfen ein neuer staatlicher Eid auferlegt, die Verffentlichung ppstlicher Bullen wurde von der kniglichen Ein-willigung (placetum regium) abhngig gemacht, die Dispensation von Ehehindernissen den Bischfen bergeben. 2) Besonders war dem Kaiser das Mnchtnm, das ihm als unvernnftig, unntz und staatsgefhrlich erschien, zuwider. Zuerst wurde den Klstern die Verbindung mit Rom, mit den Ordensgeneralen, mit dem Ausland untersagt, dann eine Menge von Klstern, namentlich die der beschaulichen Orden, welche weder Schule halten noch predigen noch den Beichtstuhl versehen noch den Sterbenden beistehen noch sonst in Studien sich hervortun", (im ganzen 738 von 2163) aufgehoben. Aus dem Vermgen der Klster wurde der Religionsfonds gebildet, der fr kirchliche Zwecke verwendet werden sollte. Der Papst Pius Vi. (17751799) unternahm (1782) eine Reise nach Wien, um den Kaiser umzustimmen. Die begeisterte Aufnahme, die der Papst berall auf der Hin- und Rckreise und vor allem in Wien, wo 3050 000, ja 100 000 Menschen sich bestndig vor der Burg drngten, fand, bewies, da auch im Zeitalter der Aufklrung der Papst im katholischen Volk viel mehr zu bedeuten hatte, als die Aufklrer meinten. Aber der Zweck seiner Reise wurde bei Joseph, der dem Papst brigens alle Ehre erwies, nicht erreicht. An demselben Tag, an dem der Kaiser von dem Papst im Kloster Mariabrunn Abschied nahm, hob er eben dieses Kloster auf, drei Tage darauf 150 weitere. Frohnmeyer, Lehrbuch. Ii. Teil. 13
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer