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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 22

1906 - Paderborn : Schöningh
22 Lamprecht: Die Religion der Germanen. Das volle mythologische System der Urzeit bietet eine gttliche Sym-bolik der Naturkrfte wie des menschlichen Verhltnisses zu ihnen, die ties-sinnig den ersten philosophischen Fragen der Menschheit nahetritt. Doch hatte sich der einfachen Grundzge lngst ein phantastischer Gestaltungstrieb bemchtigt. Neben den groen Naturgewalten erschienen auch die kleineren symbolisch, verkrpert: jedes Wasser hatte seine Nixe, jeder Baum sein Holzweibchen; im Nebel des Wiesengrundes woben die Elben, und aus den Tiefen der Berge antwortete das Geschlecht der Zwerge im neckenden Widerhall. Fr die Hauptgtter aber war man zu ausfhrlicher symbolischer Vergegenwrtigung der Hauptttigkeiten fortgeschritten. Krzten sich die Tage nach der Sommersonnenwende, so erwartete man den Triumph des winter-lichen Riesen der den Lichtgott: in festlichem Feuer ward sein Flammentod symbolisch gefeiert. Und fuhr im Winter der Sturm rasend durch den Tann, und sthnten unter seinem Drucke die Fhren, so war es Wotan, der ungestmen Sinnes die Holzweibchen schttelte. Es war eine Richtung der religisen Entwicklung, die in verwirrender Vielheit der Götter und des gttlichen Tuns zum Verlust der gedanklichen Grundlagen des alten Systems führen mute. Weiter fortgeschrittene Zeiten konnten dem nur durch Vereinheitlichung der Anschauung entgegenwirken: das berma des Polytheismus mute eine monotheistische Strmung hervorrufen. -irat sie hervor, so geschah dies nicht ohne Anknpfungspunkte an das Bestehende. Der Kult ging von jeher vornehmlich in Veranstaltungen zur Gewinnung und Vershnung der berirdischen auf. deren Huld man erwnschte, deren Zorn man frchtete: er brachte den Gedanken zur Reife, da menschliches Schicksal abhngig sei von gttlichem Walten. Noch eindrucksvoller und klarer sprang die fatalistische Idee hervor aus der Sitte der Wahrsagung, wie sie in Deutung des Wieherns heiliger Rosse, im Werfen der Zeichenstbe, im Aussphen auf Vogelflug und guten Angang gebt ward: hier trat schon nicht selten die Berufung auf einen bestimmten Gott zurck zugunsten der Vorstellung eines allgemeinen, unabnderlichen, voraus-bestimmten und vorausbestimmenden Schicksals. Es konnte nicht ausbleiben, da sich gegenber der poesievollen Schpfung einer Gtterwelt dunkeldrohend ein fatalistischer Monotheismus^ erhob: eine Entwicklung ganz hnlich der-jenigen, welche die Völker des klassischen Altertums durchliefen. Wir sehen sie abgeschlossen in den nordischen Anschauungen der Edda : ob die germanische Urzeit sie ahnte, bleibt zweifelhaft. Literatur: Fr. Kanffmann, Deutsche Mythologie. Sammlung Gschen. Klee, Deutsche Mythologie. Bielefeld u. Leipzig, Velhagen u. Klasing. Wissenschaftlich: Mogf, Mythologie in Pauls Grundri der germaimchen Philologie. Golther, Handbuct, der germanischen Mythologie. 1895. Hermann, Nordische Mytholoqie. Leipzig. Engelmann. 1903. 1 Der Glaube an eine einzige Gottheit, welche die Geschicke der Menschen unab--anderlich vorherbestimmt.
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