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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 62

1907 - Paderborn : Schöningh
62 Erdmannsdrffer: Brandenburg unter Georg Wilhelm. Es war eine politische Wendung, die unter Umstnden von gnstigen Folgen htte begleitet sein knnen. Die Dinge hatten sich jetzt so gestaltet, da man sich in Berlin ernstlich die Frage vorlegen konnte, ob in der gegen-wrtigen Lage der katholische Kaiser oder das protestantische Schweden den Interessen Brandenburgs bedrohlicher sei. Eine Kapitalfrage fr dieses stellte sich jetzt in den Vordergrund, die der brandenburgischen Erbfolge in Pommern. Das Aussterben des alten einheimischen pommerischen Herzogs-geschlechtes stand bevor; fr diesen Fall, der 1637 eintrat, war das durch alte Vertrge begrndete Erbrecht des Hauses Brandenburg bisher immer als zweifellos betrachtet worden. Aber zunchst war jetzt das Land in der Hand der Schweden, und politische, merkantile und persnliche Interessen der seit Gustav Adolfs Tod unumschrnkt herrschenden schwedischen Aristo-kratie lieen mit Sicherheit voraussehen, da sie die wichtige Eroberung nicht freiwillig herausgeben wrden, auch nicht an den noch so berechtigten Erben, auch nicht an den Schwager Gustav Adolfs, selbst wenn er im Bunde mit ihnen war. Durch seinen Beitritt zum Prager Frieden erlangte Kur-frst Georg Wilhelm wenigstens eine neue feierliche Anerkennung seines Anrechtes von feiten des Kaisers und die Aussicht aus seine Hilse zur Er-oberung des Landes. Der Versuch, diese mit einer eigenen geworbenen Armee und einigen Hilfstruppen des Kaisers zu bewerkstelligen, stellt das erste und einzige selbstndige Eingreifen Brandenburgs in den Gang des Krieges dar. Es hatte vlliges Verderben zur Folge. Die Hilfe des Kaisers war drftig; man war in Wien erfreut, den Brandenburger zum offenen Bruch mit Schweden getrieben zu sehen; aber seitdem Frankreich in den allgemeinen Kamps eingetreten war, sah die kaiserliche Politik ihren Hauptgegner nur noch in diesem; die Interessen Norddeutschlands traten zurck, und am wenigsten wre man gewillt gewesen, fr die Erwerbung Pommerns durch seinen rechtmigen Herrn groe Opfer zu bringen. Aber die eigenen Krfte, die Georg Wilhelm ins Feld führen konnte, waren der Aufgabe entfernt nicht gewachsen. Es war eine schnell zusammengeworbene kleine Armee, Zahl und Ausrstung ungengend, die Fhrung meist in schlechten Hnden, das Offizierkorps zum Teil aus sehr zweifelhaften Elementen zusammengesetzt. Der Feldzug zur Eroberung Pommerns, den man 1638 begann, nahm bald den klglichsten Verlauf; Kurfürst Georg Wilhelm selbst verlie gleich im Anfang den Schauplatz seiner Niederlagen und begab sich nach Knigsberg, Graf Schwartzenberg blieb als Statthalter in den Marken zurck. Es gibt in der Geschichte des Dreiigjhrigen Krieges kaum ein Exempel schwach-vollen Scheiterns, welches mit der Geschichte dieses ersten Versuches der Schpfung einer greren brandenburgischen Armee" zu vergleichen wre. Vermge der schndesten Veruntreuungen der mit den Werbungen beauf-
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