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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 67

1907 - Paderborn : Schöningh
Spahn: Deutsches Wirtschaftsleben nach dem Dreiigjhrigen Kriege. 67 und zu verfeinern, so da sie sich neben der englischen Ware allmhlich wieder halten konnte. Eine schwierigere Ausgabe noch hat damals die Landwirtschaft der nord-deutschen Territorien geleistet. Sie hatte sich während des 16. Jahrhunderts so gut wie allein in Deutschland eines Ausschwunges erfreut. Der Adel im Nordosten hatte sich damals, im Gegensatze zu seinen sddeutschen Standes-genossen, dem Eigenbetriebe seiner Gter zugewandt. Er hatte seine buer-Itchen Hintersassen, der die er grund- oder gerichtsherrliche Rechte ausbte, in ein festeres Abhngigkeitsverhltnis von sich gebracht; die Gutsherrschast entstand. In eifriger Sorge und im Streben auch nach kaufmnnischer Verwertung seiner Erzeugnisse hatte er sich allmhlich wirtschaftlich gesichert, sein Bauland durch Auskauf einzelner Bauern zusammengelegt und ver-grert und neue Gter fr seine Shne geschaffen. Die Wirtschafts-Verfassung dieser Gebiete war mit der Ausbildung eines solchen Grogrund-besitzes aus ihre natrliche Grundlage gestellt worden. In umgekehrter Richtung, aber ebenso natrlich, war die Entwicklung in Niedersachsen ver-laufen, wo sich der hervorragend tchtige, freie Bauernstand der Ausdehnungs-versuche der kleinen Grundherren erwehrte und selber mehr und mehr zum Kerne der Wirtschastsversafsnng des Nordwestens wurde. Der Krieg war dazwischen gekommen. berall schlug er tiefe Wunden. Whrend jedoch die Schden in Nordwestdeutschlaud durch die Anstrengung einiger Jahrzehnte und durch den Rckhalt, den die Staatsgewalt den Bauern gewhrte, wieder ausgeglichen werden konnten, vernichteten die Kriegsjahre dre Grobetriebe des Nordostens vollstndig. Als sie vorber waren, da waren die Bauten und Werkzeuge zerstrt, die Arbeitskrfte und der Vieh-bestand aufs uerste vermindert. Die Mglichkeit einer Erholung war kaum noch abzusehen. Der holsteinische Adel versuchte es mit einer vlligen Wand-lung des Wirtschaftssystems, indem er von dem Getreidebau der Dreifelder-Wirtschaft zu einer Feldgraswirtschaft berging, bei der gut die Hlfte des Landes als Wiesenland verwendbar wurde. Aber da die Wiedereinstellung von Vieh zunchst noch schwieriger war als der Ersatz der Menschen, so fand sein Beispiel nur allmhlich Nachahmung; die Hauptanstrengung mute sich auf die^Neuorganisation der vorhandenen Arbeitskrste richten. Das Junkertum, das sie durchgesetzt hat. war ein rauher, noch halb-wilder und selbstschtiger Menschenschlag, und sicherlich hat es in den nchsten Jahrzehnten mit schroffer Hrte seine Bauern unter Ausnutzung ihrer Geld-Verlegenheiten und ihres Mangels an urkundlichen Eigentumsnachweisen an die Scholle gefesselt, ein lassitisches Erbrecht' eingefhrt, ihren Trotz und ihre Wildheit reichlich vergolten, ihre Fronen gehuft, ihre Kinder in seinen 1 m beschrnktes Erbrecht, wie es die Lassen oder Laien, d. h. Hrigen, hatten.
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