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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 243

1907 - Paderborn : Schöningh
Die Rckkehr der Groen Armee". 1812. 243 erklommen mit vieler Mhe die Hhe, indem wir die Eisbahn im Gebsch umgingen. Die geschftigen Kosaken hatten bald den Niemen auf der natr-iichen Brcke berschritten und machten hier die letzte bedeutende Beute. Wir irrten nunmehr so lange quer durch den Wald im tiefsten Schnee fort, bis wir die Strae wieder erreichten. Gegen Abend zwang uns die Not, die-selbe wieder zu verlassen, um ein Dorf aufzusuchen, was wir glcklich fanden. Die Verfolgung durch die Russen hrte, nachdem wir den preuischen Boden betreten hatten, nach und nach aus. Sie hatten Kowno angegriffen, die letzten wenigen hundert Mann unter Ney geworfen und zerstreut und somit die letzte Stadt ihres Gebiets zurckerobert, so da am 14. Dezember kein bewaffneter Mann der franzsischen Armee, mit Ausnahme des Macdonaldschen Korps in Kurland, jenseits des Niemen war. So konnten auch wir unseren ferneren Weg nach Gumbinnen mit Ruhe und sogar mit einiger Bequemlich-feit fortsetzen. In einem Dorfe verschafften wir uns einen einspnnigen Schlitten, auf welchem der Sohn des Generals fortgebracht wurde. Einer Zigeunerbande gleich zogen wir von Dorf zu Dorf durch tiefen Schnee und erreichten am 16. Schirwind. die erste preuische Stadt. In diesem Orte hatte ich im Kriege 1807 einige Zeit gestanden und fand einige bekannte Menschen wieder. Ich begab mich nach dem Rathause und bat um Unter-fnft, die bereitwilligst gewhrt wurde, weil der General als Deutscher und ich als ehemaliger preuischer Offizier viel Teilnahme erregten. Wir erhielten in einem der besten Huser bei der Witwe eines preuischen Offiziers, der Frau Majorin v. Gerhard, Quartier angewiesen. Diese Dame sah uns mit groen Augen an. als wir ihr Haus betraten, und als sie hrte, da ein General mit seinen Adjutanten, durch kein ueres Abzeichen erkennbar, sondern in Schafpelze und Lumpen gehllt, voller Schmutz, vom Rauch der Biwaks geschwrzt, mit langen, von Eis starrenden Brten. mit erfrorenen Gliedern ihre Gste sein sollten. Sie wute nicht, ob sie davonlaufen oder bleiben sollte; wir waren in unserem Aufzuge nicht minder befangen, und so war die Verlegenheit groß, bevor wir uns einigermaen verstndigten und in das reinliche, wohlgeordnete Haus, in das freundliche Zimmer ein-zutreten wagten hatten wir doch seit sieben Monaten keine mit den Bequemlichkeiten des Lebens versehene menschliche Wohnung erblickt. Endlich nachdem die ersten beiderseitigen Eindrcke berwunden waren, bot unsere Wirtin alles auf, um durch Sorgfalt und Aufmerksamfeit unsere Lage soviel wie mglich zu verbessern, und nahm uns mit wahrer Teilnahme und Herzens-gute auf. Es ist nicht mglich, den Eindruck zu schildern, welchen der Ausenthalt in einer reinlichen menschlichen Wohnung auf uns machte. Das Wiederfinden von Menschen, die unsere Sprache redeten, ihre Gastfreundschaft, ihre Teil-nhme, die Befriedigung so mancher lange entbehrten Bedrfnisse und 16*
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