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1. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 27

1905 - Paderborn : Schöningh
Treitschke: Die Anfnge der Eisenbahnen in Deutschland. 27 wohlfeilen und schnellen Transports, um sich auf die Stufe der gewerb-fleiigsten Nationen der Erde emporzuschwingen". Fr das Komitee, das sich nunmehr bildete, erstattete List dem Publikum fortlaufende Berichte, und hier sprach er schon zuversichtlich aus, was den meisten noch wie Wahn-sinn klang: Die Eisenbahnen mssen auf den groen Routen zum ordinren Transportmittel werden." Er meinte sogar hoffnungsvoll, die Eisenbahnen wrden die stehenden Heere beseitigen oder vermindern. Glcklicherweise unterschtzte man betrchtlich die Kosten, sonst wre das Wagnis in der armen Zeit schwerlich begonnen worden. List, der wie alle Propheten-naturen von abenteuerndem Leichtsinn nicht srei war, meinte mit einer halben, hchstens mit einer Million Taler auszukommen. Das vorsichtigere Komitee gab fr 1 y2 Millionen Aktien aus und mute sich bald berzeugen, da man der dreifachen Summe bedurfte. Mittlerweile war aber das Unternehmen schon weit gefrdert, niemand wollte mehr zurck, und auch die Drillinge" fanden jetzt Abnehmer. List empfahl den geraden Weg der Meien durch das schne Volk-reiche Bergland der Mulde; ein englischer Ingenieur I. Walker warnte jedoch vor den Schwierigkeiten einer Gebirgsbahn, und man whlte den Umweg durch die Ebene der Riesa, weil man der jugendlichen deutschen Technik nicht viel zumuten wollte. Dann begann das schwere Werk des Bodenankaufs, das der Staat durch ein verstndiges, dm Vorschlgen Lists entsprechendes Enteignungsgesetz erleichterte. Zahllose Prozesse muten berstanden werden. Ein Windmller klagte, weil ihm die Bahn den Wind abfange, ein anderer, weil sie die Ackerflur seiner Bauern und dadurch seinen Verdienst geschmlert habe; in einigen Drfern leistete das Landvolk sogar ttlichen Widerstand. Unterdessen leitete Hauptmann Kunz den Bau umsichtig und tatkrftig. Eine Lokomotive, der Komet, wurde in England angekauft und eine Weite fr Geld zur Schau gestellt; auch der Wagenbauer und der erste Lokomotiveushrer kamen aus England. Im April 1837 konnte endlich die erste Strecke von Leipzig nach einem nahen Dorfe befahren werden; dicht gedrngt standen die Massen zu beiden Seiten der Bahn, kein lautes Wort lie sich hren, so schreckhaft wirkte der unerhrte Anblick. Dann mute der Einschnitt" bei Machern ausgeschaufelt werden, durch eine Bodenwelle, welche der Reisende heute kaum bemerkt; von weit-her kamen die Fremden, um das Wunderwerk zu betrachten und grndlich zu beschreiben. Der schwierigste Kunstbau der Bahn, der Tunnel bei Oberau, wurde durch Freiberger Bergleute ganz nach Bergmannsbrauch wie ein Stollen von vier niedergesenkten Schachten aus in Angriff genommen; als alles beendet war, bildeten die Knappen in ihrem Paradeanzug mit Fackeln in der Hand im Tunnel Spalier, um den ersten durchbrausenden Zug mit dem alten Glckauf-Rus des Erzgebirges zu begren . . .
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