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1. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 74

1905 - Paderborn : Schöningh
74 Maurenbrecher: Deutschland nach 1850. demokratischen Angriffe wider das Heer und das Knigtum auf; er verteidigte mannhaft den Staat gegen den kosmopolitischen Liberalismus, khn, verwegen und rcksichtslos, redegewandt und schlagfertig, und doch trotz aller heftigen Reden von Anfang an ein Mann sehr khler Beobachtung und weit-blickender Berechnung, ein Mann mit klarem Verstnde, offenem Auge und entschlossenem Charakter zugleich Lwe und Fuchs. Schon im Jahre 1848 war sein Name genannt als Ministerkandidat, wenn man einen Ultra-Reaktionr zum Minister zu machen wnschte. Be-sonders in den Kreisen der reaktionren Politiker am preuischen Hose kannte man seine praktischen Eigenschaften, welche die ffentliche Meinung noch nicht kannte, und auch der König persnlich hatte sein Auge auf den jungen Herrn geworfen; er hatte ihn schon mehrmals zu Rate gezogen und bei vertraulichen Verhandlungen verwendet. Intim war Bismarck ferner mit dem General Leopold v. (Merlach,1 der feine schlagfertige Energie sehr hochschtzte. So erklrt es sich denn leicht, da man ihn 1851 an den wiedereingesetzten Bundestag schickte, zuerst als Legationsrat neben dem Gesandten von Rochow, dann seit dem Herbst 1851 als alleinigen Vertreter Preuens. Bismarck kam als prinzipieller Vertreter der Reaktionspolitik nach Frankfurt. Die sterreichische Partei konnte ihn als Gesinnungsgenossen begren; aber sehr bald machte er sich dort unbequem, besonders den sterreichischen Prsidenten des Bundestages, zuerst dem Grafen Thun (1851 bis 1853), dann Herrn von Prokefch-Osten (1853 bis 1855), zuletzt, seit 1855, dem Grafen Rechberg. Mit allen dreien focht er seine Hndel durch, oft mit sehr persnlicher Frbung, oft in sehr drastischen Szenen, doch immer durch und durch preuisch gesinnt und berzeugt von der Staatskraft Preuens. Die Dienerrolle, welche sterreich ihm zudachte, nahm er nicht an; fein Widerspruch bei kleinen Anlssen, in Formfragen, bereitete die prinzipielle Auflehnung gegen sterreich vor. Er durchschaute die innere Hohlheit dieses buntgemischten Reiches und seinen Mangel an nationaler Kraft; zugleich aber lernte er auch in Frankfurt die deutschen Verhltnisse grndlich kennen, die Ohnmacht des Bundes und die Erbrmlichkeit der Kleinstaaterei. Alles dies liegt heute klar vor unseren Augen, nachdem die Berichte, die er aus Frankfurt geschrieben, verffentlicht sind. Sein preuisches Selbstbewut-fein verlangte nach einer krftigen aktiven Politik; er war tatenlustig, und da dies sein Minister und sein König nicht waren, so wurde er ihnen wiederholt lstig; er mahnte und spornte sie an, aber vllig vergeblich. Allerdings wurde deshalb Bismarck in Frankfurt dem Liberalismus, welcher die ffentliche Meinung in Deutschland erfllte, nicht freundlich gesinnt. Fr die inneren Fragen war er gleichgltiger; die preuische Verfassung von 1850 nahm er an, weil sie einmal zu Recht bestand; er glaubte auch, 1 Generaladjutant Friedrich Wilhelms Iv.
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